Nachhaltiges Wirken

Mittwochsandacht_online

Gleich im Anschluss an diese Andacht werden die diesjährigen Wahlen zur SV, der Schülervertretung, durchgeführt. Die Kandidat*innen für die Posten der Stufen- und Schülersprecher*innen und der Vertrauenslehrer*innen stehen fest. Die Klassensprecher*innen sind vermutlich schon gewählt.

Die Motivation, sich für ein solches Amt zur Verfügung zu stellen, ist in der Regel unterschiedlich stark ausgeprägt. Dabei spielt unter anderem das Alter eine Rolle. In den Unterstufen finden es Viele attraktiv, sich zu Klassensprecher*innen wählen zu lassen. Die durch die Wahl ausgedrückte Anerkennung tut gut und es hat auch etwas, bei den Großen mitspielen zu dürfen. In den höheren Jahrgangsstufen lässt sich gelegentlich die Tendenz beobachten, sich bei solchen Wahlen wegzuducken und die Arbeit lieber Anderen zu überlassen.

Doch eine Gemeinschaft lebt davon, dass Alle oder doch zumindest Viele sich einbringen. Der Apostel Paulus hat das in seinem Brief an die Gemeinden in Galatien auf die Formel gebracht: „Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“. Der Satz ist Teil der Schlussmahnungen des Briefes. Wie in den meisten Paulusbriefen stehen auch in diesem im Schlussabschnitt Ermahnungen für das konkrete Alltagsleben der Gemeinde. Das Kernthema des Galaterbriefes ist Freiheit. Paulus erinnert die Menschen daran, dass sie durch Christus frei geworden sind, und fordert sie dazu auf, sich diese Freiheit zu bewahren.

Deutlich wird: Recht verstanden ist Freiheit immer mit Verantwortung verknüpft. Wenn ich über meine Handlungen frei entscheiden kann, bin ich auch für sie verantwortlich. In den Darstellungen der Bibel werden die Menschen von Beginn – von der Schöpfung – an mit Freiheit und Verantwortung ausgestattet.

Die Freiheit, sich eine SV wählen zu können, mussten sich frühere Generationen von Schüler*innen erst erarbeiten. Als ich Schüler war, gab es noch die SMV, die Schülermitverwaltung. Deren Mitspracherecht am Schulleben hatte eher Alibicharakter. Heute habt Ihr Schüler*innen durch die SV ein echtes Mitspracherecht. In den Gesamtkonferenzen scheinen die SV-Vertreter*innen gegenüber der zahlenmäßigen Übermacht der Lehrkräfte zwar wenig ausrichten zu können. Wenn sie sich aber einig sind, können sie durch ein geschlossenes Votum verhindern, dass sie überstimmt werden. Diese Freiheit und dieses Mitspracherecht gilt es wertzuschätzen.

Freiheit und Verantwortung. Die Mitglieder der SV übernehmen Verantwortung für unsere Schule. Und nicht nur sie. Auch andere, die sich aktiv ins Schulleben einbringen: Schülermentor*innen, Schulsanitäter*innen, die Event-AG und andere mehr. Nebenbei bemerkt: Auch viele Kolleg*innen bringen sich über ihre Unterrichtsverpflichtung hinaus in das Schulleben ein.

So entstehen Schnittstellen der Zusammenarbeit zwischen Schüler*innen und Lehrkräften. Oft haben die Beteiligten dabei nicht nur ein lohnendes Ziel vor Augen, sondern auch Spaß an der Sache. Wenn beide Seiten konstruktiv und in einer guten Atmosphäre zusammenarbeiten, dann ist das auch ein Beitrag für den freundlichen Geist, den ich in unserer Schule immer wieder wahrnehme. So hat die gemeinsame Arbeit z.B. in der SV schon unabhängig von den Ergebnissen einen Wert für unsere Schulgemeinschaft.

Zu Ergebnissen zu kommen, ist nicht selten langwierig. Demokratische Entscheidungsprozesse brauchen Zeit. Das schreckt manche Menschen ab. Und es ist ein Grund für den Zulauf zu populistischen Parteien, die schnelle Lösungen versprechen und den Wähler*innen die Verantwortung abnehmen. Demokratische Prozesse haben aber schon einen Wert in sich, im Prozess des gemeinsamen Ringens um Lösungen. Dabei können alle Beteiligten voneinander lernen. Und auf diese Art gefundene Entscheidungen haben die Chance auf Nachhaltigkeit.

Hier seht Ihr ein Beispiel für ein gelungenes Ergebnis beharrlicher Schülerarbeit. Die Tafel zeigt an, wieviel Strom die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des H-Gebäudes produziert. Der Ausgangspunkt dafür war ein von der SV organisierter Aktionstag zum Klimaschutz im Jahr 2019. In dessen Folge wurde das Anliegen an die Schulleitung herangetragen, dass eine PV-Anlage auf dem Schuldach installiert werden solle. Wie sich herausstellte gab es jede Menge rechtliche und organisatorische Hürden. Ein Schüler – Elias Singer – ließ sich davon nicht abschrecken und blieb an dem Projekt dran – auch über sein Abitur hinaus. Und er hatte Erfolg. Die PV-Anlage ist da und produziert sauberen Strom.

Lasst Euch von solchen Beispielen inspirieren. Unterstützt die SV in ihrer Arbeit. Bringt Euch selbst in das Schulleben ein. Lasst uns gemeinsam und mit Gottes Hilfe unsere Schule gestalten.

Arnold Glitsch-Hünnefeld