Gaienhofen global

Wir helfen euch dabei, die Welt und ihre Menschen kennenzulernen und besser zu verstehen.

Die Schüler von Schloss Gaienhofen haben früh die Möglichkeit, in Berührung mit der außereuropäischen Welt zu kommen. Dank unserer Schulpartnerschaften in Indien und Ecuador können sie dort ihre Fertigkeiten in den Sprachen Englisch oder Spanisch erweitern und lernen den Variantenreichtum sowie die globale Reichweite dieser Sprachen kennen. Uns ist es wichtig, dadurch Verständnis und Wertschätzung für uns oft unbekannte oder mit Stereotypen behaftete Gesellschaften des Globalen Südens zu fördern und die Bedeutung globaler Herausforderungen und Chancen des 21. Jahrhunderts hautnah erfahrbar zu machen – ob im Unterricht in der Partnerschule, am Esstisch mit der Gastfamilie oder bei dem Besuch einer indischen Textilfabrik oder einem Ausflug in den ecuadorianischen Regenwald.

Austausch mit Indien

In der Klasse 7 (Gymnasium und Realschule) und/oder in der Jahrgangsstufe 1 (Gymnasium und Berufliches Gymnasium) haben unsere Schüler die Möglichkeit, zwei Wochen lang in die Stadt Ajmer, im Nordwesten Indiens, zu reisen. Zum einen lernen sie hautnah das Leben an unserer dortigen Partnerschule, dem englischsprachigen Internat Mayo College, das eine einzigartige indisch-britische Tradition pflegt, kennen. Zum anderen besuchen sie unterschiedliche Kulturstätten im Norden Indiens, darunter das berühmte Taj Mahal in Agra. Beim Gegenbesuch verbringen die indischen Austauschschüler ebenfalls zwei Wochen bei uns, besuchen unsere Schule, erkunden mit uns die deutsch-schweizerische Umgebung und sind aber in den jeweiligen Familien ihrer deutschen Partner untergebracht.

Kontakt für weitere Informationen: Dr. Daniel Schumacher (d.schumacher(at)schloss-gaienhofen.de)

Videobericht über den Austausch mit Indien

Bericht aus einer anderen Welt/Zeit?

Austausch mit dem Mayo College, Ajmer (Indien) 2019/20
von Dr. Daniel Schumacher (Okt. 2020)

Einfaches Reisen in weit entfernte Länder und das hautnahe Erleben von Gesellschaften fernab unserer vertrauten Kreise in Europa – dies scheinen im Herbst 2020 Dinge wie aus einer anderen Welt und Zeit zu sein. Umso mehr lohnt ein Blick zurück an den Anfang des Jahres, als eine Gruppe von insgesamt 20 Gaienhofener Schüler*innen der Klasse 7 und Jahrgangsstufe 1 Mitte Januar für knapp zwei Wochen nach Indien aufbrach. Zweck dieser Reise war der Austausch mit unserer Partnerschule in der nordwestlich gelegenen Stadt Ajmer, dem Mayo College, einem im Jahr 1875 gegründeten privaten Internat für Jungen, sowie der dazugehörigen Mädchenschule, der Mayo College Girls School (MCGS). Bereits zum dritten Mal reiste eine Gaienhofener Delegation dorthin, um einen Teil Indiens sowie den Schulalltag indischer Schüler*innen in solch einer besonderen Umgebung kennenzulernen. Begleitet von Herrn Pfaff, Frau Schlenker und Herrn Schumacher reiste die Gruppe zunächst von Zürich über Abu Dhabi in die indische Hauptstadt Delhi.

Nach gut 10-stündiger Anreise empfing uns ein Lehrer des Mayo College in dieser zweitgrößten Metropole der Welt (mit einer Einwohnerzahl von rund 30 Millionen). In Delhi wagten wir uns mit einem vom College bereitgestellten Bus durch die dichten Verkehrsströme der Stadt – die deutsche Straßenverkehrsordnung, so wurde sofort erkannt, galt hier nicht – vorbei an Zeichen der britischen Kolonialvergangenheit, wie dem India Gate und dem Parlamentsgebäude. Wir besuchten den Lotus-Tempel der Religionsgemeinschaft der Bahai, wo wir bereits unmittelbar mit den Einheimischen in Kontakt treten konnten. Denn unsere Gruppe entpuppte sich schnell als ein beliebtes Fotomotiv für die Tempelbesucher. Im Gurudwara Bangla Sahib, einem der bekanntesten Sikh-Tempel Delhis, lernten wir wiederum die besonderen Bekleidungsvorschriften und Gebetspraktiken einer weiteren Religionsgemeinschaft Indiens kennen. Besonders in Erinnerung blieb vielen von uns der Gang durch die Großküche des Tempels, wo für Hunderte Gläubige (Armen-)Speisungen stattfanden. Diese ersten Eindrücke konnten etwas überwältigend sein, machten aber auch Lust auf mehr.

Am Folgetag führte uns die Busfahrt in das 400km von Delhi entfernte Ajmer. Einen Zwischenstopp legten wir in Jaipur ein, der Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan. Dort lud uns der Vater einer unserer Austauschschüler in eine von ihm betriebene Textilfabrik ein, wo wir den dicht an dicht sitzenden Näher*innen buchstäblich über die Schulter schauen und uns Gedanken über die Produktionsumstände von leicht erschwinglicher Kleidung machen konnten, die auch bei uns in Deutschland, etwa über den OTTO Versand, vertrieben wird. Am selben Tag erreichten wir schließlich das Mayo College in Ajmer, einer eher „kleinen“ indischen Stadt von der Größe Stuttgarts.

Der riesige Campus des Mayo College mit seinen nach britischem Internatsstil organisierten „Häusern“ und dem beeindruckenden, von indischer Architektur inspiriertem Hauptgebäude, ließen unsere Gruppe nicht schlecht staunen. Das war also unser Zuhause für die nächste Woche, wo uns ein volles Programm erwartete. Im College besuchten wir unterschiedliche Unterrichtsstunden und probierten viele extra-curriculare Aktivitäten aus, darunter Yoga, Reiten, Tennis, Fußball und Bogenschießen. Es galt aber auch, als „Diplomaten“ aufzutreten. Dazu gehörte, sich für offizielle Anlässe fein herauszuputzen und ganz formell Geschenke zu überreichen und zu empfangen, wie etwa während den Abendessen mit den Direktor*innen der Jungen- und Mädchenschule oder an einem großen Unterhaltungsabend, für den unsere Gruppe Reden vorbereitete, einen Tanz einstudierte, musizierte und „kläpperte“. Gastfreundschaft, so wurde uns klar, wird in Indien besonders großgeschrieben. Neben dem Unterricht besuchten wir in Ajmer gemeinsam mit den indischen Austauschpartner*innen einen Jain-Tempel und eine Schule für körperlich und geistig beeinträchtige Personen. Wir unternahmen zudem einen Tagesausflug in die nahegelegene Wüstenstadt Pushkar, wo die indischen und deutschen Schüler*innen eine besonders erlebnisreiche Zeit beim gemeinsamen Handeln und Einkaufen auf dem Markt sowie auf einer Kamelsafari verbrachten. Auch lokale Köstlichkeiten probierten viele von uns nun bereitwilliger, denn an die schärfere Küche Indiens hatten wir uns bis dahin schon etwas gewöhnt. Die Gaienhofener Mädchen der Jahrgangsstufe 1 hatten am Ende des Aufenthaltes an der Schule außerdem die einzigartige Gelegenheit, an der großen Jahresabschlussfeier ihrer Austauschpartnerinnen teilzunehmen. Hier durften an einem Abend die Schülerinnen die Führung an der Mädchenschule übernehmen und sich ausgelassen von einer ganz anderen Seite zeigen.

Schweren Herzens nahm unsere Gruppe nach einer Woche Abschied von den lieb gewonnen Austauschpartner*innen und Lehrer*innen des Mayo College und der MCGS, denn es gab noch mehr zu entdecken. Der nächste Abschnitt unserer Reise führte uns erneut nach Jaipur, wo wir die Sternwarten des ehemaligen Maharadscha besichtigten, eine Wanderung zum „Affentempel“ außerhalb der Stadt unternahmen und in einem Elefantendorf die dort vor Misshandlung geretteten Tiere füttern, streicheln und sogar bunt bemalen durften – ein tolles Erlebnis für die ganze Gruppe. Von dort fuhren wir weiter nach Fatehpur Sikri, einer alten Hauptstadt des ehemaligen muslimischen Mogulreiches, sowie der Millionenstadt Agra, beide gelegen im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens, Uttar Pradesh. Der Besuch des in Agra gelegenen Taj Mahal, dem berühmten, prachtvollen Mausoleum aus dem 17. Jahrhundert, war sicher einer der Höhepunkte unserer Reise und ein passender Abschluss. Unsere letzte Station war der Flughafen in Delhi, von wo aus wir – fast geschlossen – wieder die Rückreise nach Deutschland antreten konnten.

In nur zwei Wochen hatten wir unzählige unvergessliche Erfahrungen gemacht und innerhalb unserer Gruppe hatten sich zwischen den Siebtklässlern und Jahrgangsstüflern ganz neue Freundschaften gebildet, die ohne diesen Austausch kaum zustande gekommen wären. Dass wir generell sehr viel Glück hatten, wurde uns aber erst später klar.

Denn als wir Anfang Februar wieder in Deutschland ankamen, begann sich das Corona-Virus bereits weltweit auszubreiten. Nur wenige Wochen später waren die Grenzen zu und die Schulen in Deutschland und in vielen anderen Ländern mussten schließen – auch in Indien. Es wurde schnell klar, dass ein Gegenbesuch der Mayoites nicht mehr möglich sein würde. An dessen Stelle organisierten wir einen Online-Austausch mit aufwändig gestalteten Vlogs, um den indischen Partner*innen wenigstens einen kleinen Einblick in den „Alltag“ in Gaienhofen bieten zu können.

Heute ist das Virus für uns in Deutschland und Indien Teil des „Alltags“ geworden und ein Ende der Pandemie ist noch nicht in Sicht. Dennoch soll dieser Bericht in Erinnerung rufen, welch bereichernde Erfahrungen der Austausch mit Menschen anderer Länder bieten kann und uns dazu motivieren, auch weiterhin offen und neugierig in die Ferne zu blicken.

Austausch mit Ecuador

Schüler des Gymnasiums, die bereits ein paar Jahre Spanisch lernen, können am Übergang von Kl. 10 zu Jahrgangsstufe 1 einen Intensivaufenthalt von zwei Monaten an unserer Partnerschule im ecuadorianischen Cuenca, der multilingualen (Spanisch, Englisch, Deutsch) Privatschule Colegia Aleman Stiehle, absolvieren. In Cuenca wohnen sie in Gastfamilien und besuchen regulär die Partnerschule. Bevor unsere Schüler nach Südamerika reisen, besuchen uns die Austauschschüler aus Ecuador, ebenfalls für zwei Monate. In dieser Zeit wohnen sie in den Familien ihrer Austauschpartner und nehmen bei uns am regulären Schulleben teil.

Kontakt für weitere Informationen: Christin Artinger c.artinger(at)schloss-gaienhofen.de

Informationen

Stipendien

Um diese Austauschprogramme für alle Schülerinnen und Schüler erschwinglich zu machen, bietet der Alumni-Verein unserer Schule, der Freundes- und Förderkreis, finanzielle Unterstützung in Form von Stipendien an, die nach finanzieller Bedürftigkeit, schulischen Leistungen oder sozialem Engagement vergeben werden können.

Kontaktpersonen

Für weitere Informationen zu den Austauschprogrammen, wenden Sie sich bitte an die folgenden Personen:

Danksagung

Wir bedanken uns herzlich bei unseren finanziellen Unterstützern: dem Pädagogischen Austauschdienst, der Werner und Erika Messmer-Stiftung sowie dem Freundes- und Förderkreis der Evangelischen Internatsschule Schloss Gaienhofen.