Abschied von Luis

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Am vergangenen Freitag ist unser Schüler und Mitschüler Luis verstorben. Es ist schwer, das zu begreifen. Trauer und Fragen mischen sich mit Erinnerungen.

Menschen, die Luis gut gekannt haben, haben ihn als offen und herzlich beschrieben: „Er hatte seine eigene Fröhlichkeit. Oft lag ein frech-verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen. Gespräche mit ihm waren von Humor geprägt und zugleich tiefgehend und ehrlich. Er war interessiert am Menschen. Er hat gut in sich geruht. Zugleich war er ein leidenschaftlicher Fußballer. Darin zeigte sich seine Verspieltheit und zugleich seine Kämpfernatur. Lange war er auch im Hinblick auf seine Krankheit sehr zuversichtlich und erkämpfte sich immer wieder ein Stück Hoffnung.“

Dieser Kampf ist nun vorbei. Und wir sind mit seinem Tod konfrontiert. Fassungslos, verständnislos. Warum muss ein junger Mensch sterben? Ein Sohn, ein Bruder, ein Freund. Ein Klassenkamerad und Schüler. Warum wird ihm selbst und seiner Familie, seinen Eltern, seiner Schwester so schlimmes Leid zugemutet. Wo finden wir Antwort? Wohin sollen wir gehen?

In Joh 6 wird von einer Situation erzählt, in der viele Menschen sich von Jesus abwenden, weil sie seiner Rede nicht folgen können oder wollen. Jesus fragt seine Jünger, ob auch sie gehen wollen und Simon Petrus antwortet: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“

Ich will nicht zu schnell zu dem Bekenntnis des Petrus übergehen, sondern einen Moment bei der Frage stehen bleiben: „Wohin sollen wir gehen?“ Vielleicht sind auch die Jünger mit den harten Worten Jesu in seiner Rede zuvor nicht klargekommen. Vielleicht war er auch ihnen darin fremd und unverständlich. So wie Gott vielen von uns jetzt fremd, unverständlich und verborgen ist. Eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“ des Todes von Luis mag ich nicht finden. Die Vorstellung einer Erklärung, warum es richtig sein soll, dass er so früh gestorben ist, finde ich sogar unerträglich. Vielleicht wird der eine oder die andere im Lauf der Zeit eine Ahnung entwickeln, welchen Einfluss dieser Tod und seine Umstände auf sein Leben bekommen haben und darin für sich einen Sinn erkennen. Eine Antwort auf die Frage nicht nach dem „Warum“, sondern nach dem „Wozu“. Aber das ist dann eine ganz persönliche Antwort, die nicht als Erklärung missverstanden werden darf. Der Skandal, dass ein Mensch so früh hat gehen müssen, bleibt. Gott bleibt die Antwort auf das „Warum“ schuldig. Und würde er sie geben, ich wollte sie nicht hören.

Vielleicht wären manche der Jünger Jesu auch gerne gegangen. Aber wohin? Bei wem können sie Hilfe und Orientierung in ihrer Verwirrung finden? Ihr Weg führt sie doch immer wieder zu Christus. Zu dem, den sie als den Heiligen Gottes erkannt haben. Dem sie vertrauen, auch wenn er ihnen manchmal fremd ist. Petrus drückt dieses Vertrauen so aus: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Auch mich führen meine Fragen immer wieder zu Gott. Mit seiner Hilfe kann ich Leid und Trauer vielleicht nicht verstehen, aber durchstehen. Weil ich darauf vertraue, dass seine Wirklichkeit größer ist, als mein begrenzter Verstand es fassen kann. Weil ich daran glaube, dass seine Liebe stärker ist als der Tod. Weil er selbst durch Leid und Tod ins Leben gegangen ist. In das ewige Leben, in das er jetzt auch Luis aufgenommen hat.

Möge auch Luis‘ Familie Trost und Hilfe in Gott finden. Möge sein Segen auch unsere Schulgemeinde begleiten – in der Trauer und durch die Trauer hindurch.

Arnold Glitsch-Hünnefeld

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