Willkommen – zum ersten

Eindrücke vom Schuljahresstart

Es gibt wohl kaum einen geeigneteren und schöneren Ort für einen Gottesdienst zum Schuljahresbeginn als ein „Open Air“ im Schlossgraben!

Bei allerbestem Wetter versammelte sich die Schulgemeinde am 11. September um 10.30 Uhr, um mit Prälat Marc Witzenbacher und Schulpfarrer Arnold Glitsch-Hünnefeld Gottesdienst zu feiern und den Segen für den Neustart zu empfangen. Die Mitarbeiter hatten bereits eine erste Dienstbesprechung hinter sich, um mit allen Informationen ausgestattet die Schüler in Klassenlehrerstunden über Stundenplan, wichtige organisatorische Hinweise und Neuerungen informieren zu können. Neue Schüler und Lehrer wurden herzlich in der Gemeinschaft begrüßt  – wir wünschen allen „Neuen“, dass sie schnell Kontakte schließen können und Freude an ihrer Arbeit haben.

Die Predigt hielt Prälat Marc Witzenbacher – herzlichen Dank, dass Sie mit uns gefeiert haben!

Für alle, die mit dem Begriff „Prälat“ nichts anfangen können, hier eine Erläuterung:

Das Amt der Prälatin/des Prälaten ist nach dem der Landesbischöfin das zweithöchste geistliche Amt in der badischen Landeskirche. „Die Prälatin bzw. der Prälat unterstützen die Landesbischöfin in der geistlichen Leitung der Gemeinden und der Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie können in den Gemeinden ihres Kirchenkreises Gottesdienste und andere Versammlungen halten.“ In der Landeskirche gibt es zwei PrälatInnen: Heide Reinhard für den Kirchenkreis Nord und Marc Witzenbacher für den Kirchenkreis Süd. (Nähere Informationen unter https://www.ekiba.de/infothek/landeskirche-strukturen/praelaturen)

Wir grüßen die Schulgemeinde mit der Ansprache von Prälat Marc Witzenbacher:

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schulgemeinde!

Ein neues Schuljahr ist immer ein besonderer Neuanfang. Und doch ist so viel Bekanntes dabei, die Mitschülerinnen und Mitschüler, die Lehrerinnen und Lehrer. Viele von Euch werden sich schon gefreut haben, heute wieder zur Schule zu gehen, die Klassenkameradinnen und -kameraden wiederzusehen, sich auszutauschen über die Ferien und über das, was vor Euch liegt. Viele werden auch mit gemischten Gefühlen heute gekommen sein. Was wird mich im neuen Schuljahr erwarten? Werde ich dem allem gewachsen sein? Wie komme ich damit klar, dass mich eine Mitschülerin aufzieht oder ein anderer Mitschüler mich einfach links liegen lässt?

Am Beginn eines neuen Schuljahres ist es gut, sich noch einmal innerlich zu sammeln und innezuhalten. Ein Vorzeichen vor die Klammer des neuen Jahres zu setzen. Ihr seid als Schulgemeinde gemeinsam unterwegs. In einem Boot, und das ja hier am Bodensee auch ganz wörtlich. Nun gilt es wieder, Segel zu setzen und sich auf den See hinauszuwagen. Ein Bootsteam muss sich aufeinander verlassen können. Da ist Vertrauen wichtig, und jede und jeder auf dem Boot ist ein wesentlicher Teil des Teams.

Wenn nun heute das Schulschiff wieder ablegt, dann kommt es auf jede und jeden von Euch an. Ob Schülerin, Lehrer, Mitarbeitende in der Verwaltung oder im Hausdienst. Das Team kann nur gemeinsam das Boot durch den See steuern und sein Ziel erreichen. Dazu gehört beispielsweise auch der Mut, sich mit jemandem auszusprechen und zu versöhnen. Auf jemand zuzugehen, der mir bislang fremd war. Jemandem zu helfen, der allein nicht weiterkommt. Mir helfen zu lassen und nicht vor lauter Stolz zu scheitern. Der neuen Lehrerin, der neue Klasse, dem neuen Mitschüler offen zu begegnen.

Der Schriftsteller Reiner Kunze, der jetzt gerade am 16. August 90 Jahre alt geworden ist, hat ein bekanntes Gedicht geschrieben, worauf es im Boot ankommt:

Rudern zwei

ein boot,

der eine

kundig der sterne

der andre

kundig der stürme,

wird der eine

führn durch die sterne,

wird der andere

führn durch die stürme,

und am ende ganz am ende

wird das meer in der erinnerung

blau sein.

Die Jünger in der Geschichte, die wir vorhin in der Lesung gehört haben, haben auch wieder neu angefangen, sind in ein Boot gestiegen. Hinter ihnen lagen zwar keine Ferien, aber aufrüttelnde und aufwühlende Tage. Ihr Meister, Jesus, war verurteilt, ans Kreuz genagelt und ins Grab gelegt worden. Plötzlich sagten ihnen einige Frauen, dass er auferstanden sein soll. Sie waren ihm begegnet, er trat mitten unter sie, obwohl sie aus lauter Angst ihre Türen verrammelt hatten. Er machte ihnen Mut, die Türen aufzumachen und ins Leben zu gehen. Die Botschaft von der Liebe, der Versöhnung und dem Leben weiterzugeben.

Und sie wagten sich hinaus. Sie kehrten zurück, stiegen ins Boot und gingen fischen. Viele von ihnen waren Fischer von Beruf und hatten einst alles verlassen, um mit Jesus durch das Land zu ziehen. Jetzt kehrten sie wieder zurück. Sie wollten ein neues, aber für sie auch von früher bekanntes Leben führen können. Um wieder einen blauen See zu erleben.

Zunächst waren sie jedoch erfolglos. Sie fingen nichts. Hatten sie alles verlernt? Vielleicht kommt es Euch ja am Schuljahrsanfang auch manchmal so vor. Eigentlich kann ich das doch, ich kenne das. So schwer kann das nicht sein. Aber dann kommt es nach und nach wieder, die Formel fällt einem ein, die Vokabeln tauchen wieder auf. Für andere bleibt es harte Arbeit und kostet Mühe, mit dabei zu bleiben.

Die Jünger wagten den Neuanfang gemeinsam. Sie scheitern auch zunächst zusammen. Und keiner macht dem anderen einen Vorwurf. Sie werfen die Netze aus, ohne genau zu wissen, wer ihnen da vom Ufer aus Mut zuspricht. Erst später spüren sie, das muss Jesus sein. Und als er mit ihnen isst, erleben sie die Gemeinschaft, die Jesus gestiftet hatte. Die ihnen vertraut war, die ihnen Mut gab. Die in ihnen Kräfte freisetzte, die sie alleine nie gehabt hätten.

Jesus ruft auch uns heute zu: Wagt euch hinaus und: Tut es als Gemeinschaft. Als Clique, als Klassenverband, als Jahrgangsstufe, als Schulgemeinschaft, mit dem Kollegium und der Schulleitung, mit allen, die hier in Gaienhofen daran arbeiten, dass das Boot den Kurs hält und es allen an Bord gut geht. Dass das gelingen kann, dafür ist jede und jeder wichtig und auch mit verantwortlich.

Gott ist dabei mehr als nur eine Art Trainer am Spielfeldrand. Jesus ruft nicht nur gute Ratschläge zu, sondern er ist mittendrin statt nur am Rand dabei. Er ruft seine Jünger zusammen und gibt ihnen Mut, weil er weiß, wie es jedem und jeder von ihnen geht. Er kennt uns. Mich und Dich. Jede und jeder ist geliebt und unendlich wertvoll. Und er weiß, was uns heute am ersten Schultag bewegt.

In einer Gemeinschaft spielt das Essen eine wichtige Rolle. Dies tut es auch in der Geschichte am See Tiberias. Als sie gemeinsam Brot und Fische teilen, erkennen sie Jesus endgültig wieder. Für den Evangelisten ist dieses Mahl eine Begründung für das Abendmahl, das wir bis heute feiern. Aber nicht nur dort, nicht nur im Gottesdienst erleben wir uns als Gemeinde, sondern auch hier an der Schule – Gemeinschaft trägt. Vertrauen verbindet. Mut eröffnet Perspektiven.

Gott ist mit dabei, wenn das Boot nun in See sticht. Er ruft uns zu: Fahrt hinaus, werft die Netze aus und sammelt Erfahrungen, Erinnerungen. Gemeinschaft, Vertrauen, Mut – das lässt sich nicht verordnen, aber sie können wachsen – dort, wo wir uns gegenseitig stärken. Manchmal braucht es dazu gar nicht viel. Ein Lächeln, ein passendes Wort oder eine Insta-Nachricht zur richtigen Zeit. Eine Hand, die wir entgegenstrecken. Kleine Gesten der Freundlichkeit. Und immer wieder auch die Erinnerung daran, dass Gott es ist, der tragender Grund unserer Gemeinschaft ist, der uns alle miteinander verbindet und uns neue Perspektiven schenken kann.

Jetzt ist die Zeit. So stecht nun in See! Gott ist dabei.

Ich wünsche Euch und Ihnen als Schul-Gemeinschaft ein gesegnetes, ein erfülltes und fröhliches, ein schönes Schuljahr 2023/2024. Und möge am Ende die Erinnerung daran blau sein.

Amen.

Wir wünschen allen Kollegen, Mitarbeitern, Schülern und Eltern ein hoffentlich erfolgreiches, entspanntes Schuljahr!