Vorstellungen von einer AG
Mittwochsandacht_online

Heute zwischen den Andachten steht die AG-Vorstellung an. Was verbinde ich mit der Abkürzung „AG“ und was stelle ich mir darunter vor? Die an unserer Schule wohl häufigste Weise, wie „AG“ gebraucht wird, ist „Allgemeinbildendes Gymnasium“. Das ist heute natürlich nicht gemeint. Dessen Vorstellung käme reichlich spät.
Eine zweite Bedeutung ist ebenfalls weit weg von dem, worum es heute geht. Als Kontrast, der manches schärfer hervortreten lässt, sei sie trotzdem genannt: „Aktiengesellschaft“. Das ist eine Gesellschaft von juristischen Personen, die Anteile an einem Unternehmen besitzen. Das ist eine eher unpersönliche Angelegenheit. Die Verhältnisse sind durch Verträge geregelt. In der Regel sind Aktiengesellschaften zu groß, als dass sich die einzelnen Aktionär*innen persönlich kennen würden. Man trifft sich allenfalls einmal im Jahr bei der Aktionärsversammlung. Das verbindende Interesse ist der Gewinn – im besten Fall vielleicht auch ein verantwortliches Wirtschaften des Unternehmens.
Immerhin: Wie die letzten beiden Bedeutungen für AG hat eine Aktiengesellschaft etwas mit Arbeit zu tun. Die letzten beiden Bedeutungen, die ich in den Blick nehme, sind „Arbeitsgruppe“ oder „Arbeitsgemeinschaft“. In beiden Fällen geht es deutlich persönlicher zu als in einer Aktiengesellschaft. Aber es gibt auch klare Unterschiede zwischen beiden. Ihr bekommt heute Arbeitsgemeinschaften vorgestellt. Was unterscheidet sie von Arbeitsgruppen?
Eine Arbeitsgruppe hat in der Regel den Auftrag etwas zu erarbeiten, also ein Ergebnis zu produzieren. Zu diesem Zweck wird sie zusammengestellt. Das kann im Unterricht sein, auf einer Tagung oder anderweitig im Berufsleben. Dieser Zweck ist das primär verbindende Element einer Arbeitsgruppe. Oft ist auch der Zweck dafür ausschlaggebend, wer dazu gehören soll. Die Gruppe wird danach zusammengestellt, welche Fähigkeiten die Mitglieder mitbringen, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Die gemeinsame Arbeit kann Spaß machen, aber das ist nicht das primäre Ziel.
Bei einer Arbeitsgemeinschaft sind die Gewichte anders verteilt. Der Spaß und die Freude an der Gemeinschaft spielen eine wichtigere Rolle. Sonst hätten die AG-Vorstellungen heute wenig Aussicht auf Erfolg. Zu Arbeitsgruppen werdet Ihr schon im Unterricht oft genug zusammengestellt. Das braucht Ihr nicht unbedingt noch in der Freizeit.
Völlig zweckfrei ist eine Arbeitsgemeinschaft aber auch nicht. Anders als ein Freundeskreis, der niemals verzweckt werden sollte. Das verbindende Element ist zunächst einmal das Interesse an dem Inhalt der Arbeitsgemeinschaft. Das kann eine sportliche Aktivität sein, das Erlernen einer Sprache oder eine kreative Betätigung wie in der Theater-AG, im Orchester oder in der Kantorei. In einigen AGs geht es um ein soziales Engagement: Bei den Schulsanitätern oder der Event-AG zum Beispiel. Auch der Courage- und Demokratie-AG ist das Miteinander an unserer Schule und darüber hinaus ein Anliegen.
Aber auch die anderen AG’s bereichern unser Schulleben. Manche sichtbarer wie Musik oder Theater, manche eher indirekt. In den AG’s sind die Übergänge zwischen Arbeit (was ja im Namen steckt) und Spaß fließend bzw. beides verbindet sich miteinander. Denn die Arbeitsgemeinschaften beruhen – anders als viele Arbeitsgruppen – auf Freiwilligkeit. Das Interesse und der Spaß an der Sache motivieren zur Teilnahme und verbinden die Mitglieder miteinander.
Ähnliches gilt auch für zwei Gemeinschaften, von denen in der Bibel die Rede ist. Die Jünger*innen, die mit Jesus durch Galiläa und nach Jerusalem zogen, verband ihr Interesse an Jesus. Von ihm waren sie fasziniert, so wie Euch vielleicht der 3D-Druck oder die chinesische Sprache faszinieren. Ihr Auftrag „Menschen fischen“ war nicht in dem Sinn ergebnisorientiert wie in einer Arbeitsgruppe. Ihre Gemeinschaft – untereinander und mit Jesus – war allerdings attraktiv und sorgte dafür, dass weitere Menschen sich „fischen“ ließen.
Auch von den ersten Gemeinden wird berichtet, dass sie ein gutes Miteinander hatten. Vielleicht blendet die Apostelgeschichte den ein oder anderen Konflikt aus. Aber auch für die Gemeinden gilt, dass der Glaube an Jesus Christus das verbindende Element bildete. Dabei war es nicht notwendig, dass man sich untereinander besonders gern mochte. Anders als im Freundeskreis. Der Glaube hielt (und hält auch heute noch) die Gemeinschaft einer Gemeinde zusammen. Dieser Glaube prägte den Umgang miteinander. Das strahlte aus und führte dazu, dass weitere Menschen sich diesem Glauben anschlossen.
Ein gutes Miteinander und ein gemeinsames Interesse sollen auch Kennzeichen der AG’s an unserer Schule sein. Das macht sie attraktiv. Auf diese Weise strahlen sie auch auf unser Schulleben aus. Sie tragen dazu bei, dass unsere Schule ein Ort ist, an dem Ihr gute Erfahrungen machen könnt und an den Ihr hoffentlich gerne kommt. Um gemeinsam zu arbeiten und um gemeinsam Spaß zu haben. Und das alles im Geist Jesu Christi.
Arnold Glitsch-Hünnefeld