Von Apfelscheibchen und dem Weltuntergang 

 Gottesdienst zum Schuljahresbeginn 

So ein bisschen verrückt ist es ja schon: Da stehen am Altar drei Spaten in jeweils einem Plastikeimer, direkt vor der Schaufel ein zartes grünes Pflänzchen – und über die Altarstufen erstreckt sich ein Teppich aus Apfelscheiben. „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen“, soll Luther gesagt haben. Doch es ist zunächst – zugegebenermaßen – schwer vorstellbar, dass solch ein Satz am Anfang eines Schuljahres stehen soll, zudem mit einer Installation für den Gottesdienst am Schuljahresbeginn von Antonio Zecca, deren Sinn sich nicht sofort jedem erschließt.  

Und es passt! Martin Luthers Blick für die Schönheit der Natur offenbart sich auch in unscheinbaren Kleinigkeiten wie einem aufgeschnittenen Apfelhäuschen und gibt Anlass für seinen unerschütterlichen Glauben daran, dass die Schöpfung schon ihren Sinn hat und dass das menschliche Tun eben nicht umsonst ist. Was würden wir tun, wenn wir wüssten, dass morgen die Welt untergeht? All unser Geld ausgeben, alle Schulden bezahlen, noch einmal allen Lebewohl sagen?

Dies sind Ideen, die sich im Hier und Jetzt bewegen, die davon ausgehen, dass es keine Zukunft gibt, dass ohnehin alles umsonst ist. Luther zeigt uns etwas anderes: es lohnt sich, Engagement für die Zukunft an den Tag zu legen, denn in diesem Glauben offenbart sich die unerschütterliche Gewissheit, dass schon alles gut werden wird – wenn wir als Menschen mit anpacken!  

In diesem Sinne: Packen wir es an, das neue Schuljahr und lassen wir der Resignation keinen Raum. Nehmen wir den Spaten in die Hand, pflanzen wir im übertragenen Sinn viele Apfelbäume im neuen Schuljahr – als Zeichen der Zuversicht und des Gottvertrauens! Ihnen und euch allen einen guten Anfang!