Vom Himmel hoch 

Fulminant-festliche Weihnachtsklänge in der Hörihalle

Vom Himmel hoch erreichte uns vor über 2000 Jahren die frohe Botschaft des Engels. Vom Himmel hoch scheinen jedes Jahr die altbekannten Gesänge zu kommen, die das Weihnachtsgeschehen begleiten und uns zur Weihnachtszeit besonders zu Herzen gehen. Und „Vom Himmel hoch“ war als Konzerttitel mehr als eine Verheißung, zu der das Vokalensemble gemeinsam mit den Schulkantoreien der Evangelischen Schule, der Klassischen Philharmonie Gaienhofen und Mitgliedern des Auenwald Brass Ensembles eingeladen hatten.

Knapp 300 Sänger und Instrumentalisten musizierten am dritten Adventswochenende unter der Gesamtleitung von Schulkantor Siegfried Schmidgall Werke unterschiedlicher Besetzung, Epoche und Stilrichtung und verkündeten die Weihnachtsbotschaft in einer Weise, die nicht nur beeindruckend war, sondern auch die Herzen der rund 1200 Zuhörer in einer beide Male voll besetzten Hörihalle erreichte. 

Die Minikantorei, deren Sänger aus den Klassen 6 und 7 zu einem großen Teil ihren ersten öffentlichen Auftritt absolvierten, verkörperten nach ihrem festlichen Einzug in die Halle wahre Weihnachtsfreude mit Songs wie „Vor langer Zeit in Bethlehem“ oder „Feliz navidad“. Sie sangen sich vom ersten Moment an zu Publikumslieblingen empor und zeigten auch dann hohe Professionalität, wenn sie konzentriert dem Dirigat von Siegfried Schmidgall folgten und sich nahtlos in den fulminanten Gesamtklang aller drei Chöre fügten.  

Die Schulkantorei bewies ihre Konzerterfahrung in musikalisch höchst anspruchsvollen Werken und durch die große Selbstverständlichkeit, mit der sie die gesamte Bandbreite zwischen Gospel und Klassik beherrschte. So standen „The first Noel“, „The Light of Truth“, „Can you hear what I hear?“ neben traditionellen vierstimmigen Sätzen zu „Hört der Engel helle Lieder“ oder Kanons wie „Es ist ein Ros entsprungen“ und afrikanischen bzw. keltischen Klängen, wobei die zum Teil aufwändig instrumentierten Arrangements alle Mitwirkenden vor eine große Herausforderung stellten.  

Das Vokalensemble genoss es ebenso wie die rund 200 Schüler, Teil dieses großen Ganzen zu sein. Für den Oratorienchor bildete das Konzert den Abschluss seines Jubiläumsjahres zum 25-jährigen Bestehen und intensivierte erneut die Kooperation, die seit der Gründung des Chores mit der Schule Schloss Gaienhofen besteht. Obwohl beide Chöre unterschiedliche Stilrichtungen als ihre Heimat betrachten, standen auch gemeinsame Werke auf dem Programm, die auf Sänger beider Seiten sicher zunächst ungewohnt wirkten, da sie sich auf „fremdes“ Gebiet wagten.

Und so wurden „Sing Noel“ und „Celtic Christmas“ auf der einen Seite und der Schlusschor aus Beethovens Oratorium „Christus am Ölberg“ sowie Händels „Joy to the World“ zu Highlights einer sichtbar gelebten musikalischen Freundschaft, die sich immer wieder in großen Projekten manifestiert – in enger Verbundenheit mit den Instrumentalisten der Gaienhofener Philharmonie und Bläsern des Auenwald Brass Ensembles. 

Es ist ein Kraftakt für alle Beteiligten, ein solches Projekt zu meistern, das nur mit der Hilfe vieler Hände realisiert werden kann, die im Hintergrund wirken und deren Engagement leicht unterschätzt wird: Eltern leisteten einen wertvollen Beitrag bei der Betreuung der jüngsten Sänger und beim Ausschank von Getränken, viele helfende Hände bauten in stundenlanger Arbeit Podeste auf und noch am Sonntag nach dem Konzert bis spät Nachts wieder ab, Proben fanden seit Wochen parallel in mehreren Gruppen statt, die Hörihalle musste tagelang vorbereitet werden, Programme und Ankündigungen wurden entworfen und in der Region verteilt, Notenmaterial musste vorbereitet und vervielfältigt werden etc ….

Das Konzert selbst ist dann aber eine Bereicherung und gemeinsames Musizieren als Einstimmung in die Weihnachtszeit wiegt Vieles von dem auf, was bis kurz zuvor noch als Anstrengung und Last empfunden wurde. „Wenn es uns gelungen ist, dass wir zusammen große Freude an der Musik empfinden und weitergeben konnten, dann haben wir den Sinn von Weihnachten verstanden“, formuliert Siegfried Schmidgall sein Fazit. Oder in den Worten von William Turner Ellis: „Erst wenn Weihnachten in den Herzen ist, liegt Weihnachten in der Luft.“ Wie wahr!