Tatort Alltag 

„Was ihr draus macht, ist eure Sache.“ 

 „Ich hoffe, ihr geht heute mit einer anderen Haltung nach Hause.“  

Heute sind es nicht französische Grammatik, Gleichungen und Textanalyse, die auf dem Programm der Klasse 7 stehen – sondern Gewalt. Genauer: Gewaltprävention. Der zunächst abstrakt klingende Begriff wird mit Frau Viktoria Alberti von der Polizeidirektion Konstanz innerhalb weniger Minuten mit prallem Leben gefüllt. Großes Staunen wechselt mit blankem Entsetzen und ungläubigem Kopfschütteln:

„Voll krass“ finden Schüler, dass Beleidigung strafbar ist, dass man auch mit zwölf Jahren schon zu Geldstrafen verurteilt werden kann und dass 2000 von 10000 jährlichen Selbstmorden in Deutschland wegen (Cyber-)Mobbing verübt werden, dass Helfer immer auch Zeugen sind, Tierquälerei dagegen als Sachbeschädigung geahndet wird – und dass vom Strafgesetzbuch Konsequenzen für das Mittun und für das Wegschauen vorgesehen sind und dabei das „Gaffen“ weit oben in den Top Ten der Straftaten angesiedelt ist. Und dass die Kriminalpolizei mit Tätern aller Art nicht zimperlich umgeht.  

Frau Alberti sorgt mit einer lässig-provokanten Herangehensweise und mehr als eindringlichen Appellen dafür, dass alle Schüler innerhalb weniger Minuten verstehen, wie wichtig ein Bewusstsein für Grenzen des Respekts ist. Dabei gelingt es ihr, die Schüler anhand von Fallbeispielen aus ihrem Erfahrungsschatz an die Hand zu nehmen und das weite Feld der Rechtsgrundlagen mit ihnen zu durchschreiten.

„Ich habe Angst davor, dass sich jemand an mir rächt, wenn ich ihn anzeige.“ „Ich befürchte selbst zum Opfer zu werden, wenn ich bei einer Gewalttat eingreife.“ sind Einwände der Schüler, die Viktoria Alberti gerne aufgreift, um sie zu ermutigen, Zivilcourage zu zeigen und zu helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen sowie den Mut zu haben, die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen, die ihnen zusteht. Die Schüler zeigen mit sehr großem Interesse und kritischen Nachfragen, dass das Thema Gewalt (leider) zu unserem Alltag gehört, sie bekommen aber auch Handlungssicherheit, indem sie mit diesem Workshop ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie und in welcher Form Hilfe angebracht ist – und wo sie sich selbst Hilfe holen können. 

Der Besuch der Polizeidirektion gehört zu der Reihe von Präventionsveranstaltungen, die sich durch die Klassen 5-8 der Evangelischen Schule Schloss Gaienhofen ziehen und die die Schüler auf ihrem Weg zu kritischen und verantwortungsbewussten Menschen begleiten. Vor allem im Rahmen der zunehmenden Digitalisierung stehen junge Menschen vor Herausforderungen, die sie oft überfordern – da sind ergänzende Angebote wie dieses von unschätzbarem Wert, weil sie konkrete Orientierung bieten. 

Wir danken Frau Alberti herzlich für ihren zupackenden Vortrag!