Romeo und Julia waren auch dabei

Ergreifende Eigenproduktion der Theater-AG

Die Schüler der Theater-AG der Evangelischen Schule präsentierten in drei voll besetzten Aufführungen ihre 5. Eigenproduktion, die sich an Shakespeares „Romeo und Julia“ orientiert und die bekannteste Liebesgeschichte seit der Renaissance zu neuem Leben erweckt. Die Schauspieler überzeugten mit Texten, Gedichten, Songs und Malerei und inszenierten den Kampf zwischen Liebe und Hass aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen.

„Romeo und Julia dürfen sich natürlich auch bei unserer Version verlieben, aber was sonst noch alles passiert, ist nicht weniger spannend! Dabei werden einige sogenannte Nebenfiguren ganz groß, es tauchen ein paar Shakespeare-Charaktere auf, die wir aus anderen Stücken ausgeliehen haben. (…) Zuerst sollte es ein Stück werden, das erzählt, wie es Romeo und Julia in Coronazeiten ergangen wäre. Aber dann wollten wir irgendwann nicht mehr von Corona reden. Plötzlich standen andere Dinge im Vordergrund: Liebe. Hass. Wut. Einsamkeit. Hoffnung. Und die Entwicklung des Stücks begann…“ (Auszug aus dem Programmheft)

Wer als Zuschauer an jenem Aufführungswochenende ein verrückt gecovertes Stück oder eine billige Kopie von Altbekanntem erwartet hatte, fand sich nach 2,5 Stunden Spielzeit irgendwo zwischen Liebe und Hass gefangen.

Und vielen Besuchern fehlten die Worte nach der Aufführung von Schülern aller Klassenstufen. Diese ging die in mehrfacher Hinsicht zu Herzen: Simon Umbscheiden und Theresa Rieple waren wie geschaffen für ihre Rollen als Romeo und Julia, die mit authentischer Spielfreude und großen Emotionen die Zuschauer berührten. Sie repräsentierten die verfeindeten Familien des Shakespearschen Originals, gelenkt durch zwei Waldgeister: den sarkastisch lebensverachtenden Puke (Jil Kübler) und den optimistisch lebensfrohen Puck (Laura Manella), die den Zuschauer im Stil des epischen Theaters zu permanenter Reflexion des Bühnengeschehens aufforderten und schnell zu Publikumslieblingen avancierten.

Alle 22 Schauspieler sind zugleich auch die Autoren ihrer Rolle und vermochten den Funken ihrer Leidenschaft auf das Publikum zu übertragen und so über sich hinauszuwachsen. Philosophische Partien mit Tiefgang wie das flammende Plädoyer für den Frieden (Benvolia, Josefine Brack) ließen dabei ebenso Feingefühl spüren wie die Partien der starken Frauen Lady Capulet (Clara Schrijner) und der Fürstin von Verona (Lynn Appel) an Ausdrucksstärke nicht sparten.

Auch die jeweiligen Verbündeten der beiden Verliebten lebten allesamt ihre Rolle bis ins letzte Detail aus und zogen die Zuschauer in dem aufwändig inszenierten Werk in ihren Bann, ohne dass auch nur eine Minute das Gefühl von Leerlauf herrschte. Zahlreiche Songs, einfühlsam und mit hoher gesanglicher Qualität durch die jungen Schauspieler realisiert, wurden dort dramaturgisches Medium, wo Worte an ihre Grenzen stießen.

„Das Schauspiel war beseelt und hat – zumindest mich – beseelt. Die Botschaft der Liebe ist angekommen.“, fasst Schulpfarrer Arnold Glitsch-Hünnefeld seinen persönlichen Eindruck in der Mittwochsandacht zusammen, die den Widerstreit zwischen Liebe und Hass aufgriff und aussprach, was das Publikum innerlich empfand. Regie des Stücks und Leitung der Theater-AG lagen bei Margit Schlenker. Seit Jahren bewährt sich die Zusammenarbeit mit dem Grimme-Preisträger Siemen Rühaak, der die Theater-AG jedes Jahr zu einer intensiven Probenwoche in die Toskana einlädt.