Glück, Wunsch und mehr
Mittwochsandacht_online
Karl Dichtler / pixelio.de
Auch wenn es jetzt schon Februar ist, wünsche ich Ihnen und euch allen ein gutes, glückliches neues Jahr!
So einfach das auch klingt, so bin ich doch ins Nachdenken geraten, was man den unter einem glücklichen neuen Jahr versteht, verstehen soll. Das mit dem Glück ist nämlich gar nicht so einfach. Das illustriert die folgende kleine Geschichte, die mehrfach überliefert ist, zum Teil wird sie in Russland verortet, zum Teil in Tibet. Aber das ist unerheblich. Hier nun in die Geschichte:
In einem kleinen Dorf lebte ein Bauer, der als einziger Bauer im Dorf ein Pferd besaß. Die Leute im Dorf beneideten ihn und sagten: „Was hast du für Glück, ein Pferd zu besitzen.“ Darauf antwortete der Bauer: „Ob das nun Glück oder Unglück ist. Wer weiß, wer weiß?“
Eines Tages brach das Pferd aus der Koppel aus und lief dem Bauern weg. Er versuchte es noch einzufangen, schaffte es aber nicht. Die Leute sahen das, einige waren auch etwas schadenfreudig und sagten: „Jetzt ist dein einziges Pferd ausgebrochen. Was für ein Unglück.“ Der Bauer aber sagte nur: „Ob das nun Glück oder Unglück ist. Wer weiß, wer weiß?“
Einige Tage später kam das entlaufene Pferd zurück und hatte 7 Wildpferde im Schlepptau. Alle Pferde ließen sich auf der Koppel des Bauern nieder und die Dorfleute sagten: „Was hast du doch für ein Glück. Jetzt hast du sogar 8 Pferde.“ Darauf antwortete der Bauer: „Ob das nun Glück oder Unglück ist…“
Der Sohn des Bauern wollte die Wildpferde zureiten und obwohl ihm alle Leute rieten, noch einige Zeit zu warten, wollte er nicht hören. Eines der Wildpferde warf ihn ab und er brach sich einen Arm. Die Dorfleute sahen das Missgeschick und hatten Mitleid mit dem Bauern: „Oh, jetzt hat sich dein einziger Sohn den Arm gebrochen und du hast jetzt niemanden mehr, der dir bei der täglichen Arbeit unter die Arme greifen kann. Was für ein Unglück.“Der Bauer entgegnete: „Ob das nun Glück oder Unglück ist. Wer weiß, wer weiß?“
Kurze Zeit später brach im Land der Krieg aus und alle jungen Männer sollten eingezogen werden. Außer der Sohn des Bauern, da er einen gebrochenen Arm hatte. Als die Nachbarn das sahen und ihm sagten, was für ein Glück er habe, antwortete der Bauer: „Wer weiß?“
Man kann also nicht sofort und nicht eindeutig sagen, was Glück ist, was sich als Glück herausstellen wird. Und auf Dauer scheint es nicht zu sein.
Und wenn wir in die Welt schauen, ist unser Leben ja gerade geprägt von der Pandemie, die viele Einschränkungen, die manchmal leider auch Erkrankungen und Todesfälle mit sich bringt. Und die von uns Menschen als ungerecht empfunden wird. Es gibt Gegenden in dieser Welt, die sind noch gar nicht betroffen und dort gibt es keinerlei Einschränkungen.
Und hier bei uns gibt es große Unterschiede in den Auswirkungen; während manche um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz bangen müssen, sind andere weiter fest in Lohn und Brot. Überhaupt, warum erkranken die einen an dieser Virusinfektion, andere wiederum nicht? Ungerecht. Und wenn wir unabhängig von dieser Pandemie in die Welt schauen, sehen wir viel Leid und Not.
Weltweit leiden Millionen Menschen unter Krieg, Flucht, Vertreibung und Hunger. Und in unserer Gesellschaft nehmen Gewaltbereitschaft – in Gedanken, Worten und Taten – Hartherzigkeit und Egoismus zu. Sehr viele leiden darunter. Bei Matthäus im fünften Kapitel (Bergpredigt) nimmt Jesus solche Situationen auf und formuliert auf den ersten Blick überraschend:
3 Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. 4 Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. 5 Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. 6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. 7 Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. 8 Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. 10 Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. 11 Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. 12 Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel. So wurden nämlich schon vor euch die Propheten verfolgt.
Das Wort selig heißt im griechischen Originaltext makarios, das kann man auch mit glücklich übersetzen. Die Übersetzung selig scheint mir aber angemessener zu sein. Sie bringt die Dimensionen Gottes und seiner Liebe zu uns mit ins Spiel. Unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Frieden, Barmherzigkeit und Heil hat einen festen Grund: Gottes Zusage, dass er gerade in schwierigen Situationen bei uns ist und sein wird, uns begleiten und behüten will.
Was er uns verheißt, ist nicht Glück, das zufällig und wandelbar ist, sondern seinen Beistand sagt er uns zu. Vertrauend auf die Zusage können wir unser Leben bestehen und meistern und nach unseren Kräften daran mitarbeiten, Not und Leid, Mangel und Ungerechtigkeit zu lindern.
Ich modifiziere meinen Wunsch für euch und uns alle: ich wünsche uns allen ein gesegnetes Jahr unter Gottes reichem Segen!
Thomas Kirchberg