Das Feuer des Geistes feiern

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Hinter uns ein verlängertes Wochenende – vor uns die Pfingstferien. Viele von uns würden sich zwar freuen, wenn sie wieder mehr bzw. wenn sie überhaupt wieder in die Schule könnten. Trotzdem ist auch der Fernunterricht Arbeit und für manche vielleicht sogar schwieriger als der normale Schulalltag. Da sind Zeiten der Unterbrechung willkommen.

Dass sich diese beiden Unterbrechungen zwei christlichen Feiertagen verdanken, gerät leicht in Vergessenheit. Christi Himmelfahrt wird mittlerweile vom Vatertag mit Bollerwagen und Bier überlagert. Wenigstens ist bei Himmelfahrt der Name so sprechend, dass viele rekonstruieren können, worum es bei dem Fest geht. Bei Pfingsten dagegen – immerhin eins der drei großen Hochfeste der Kirche – können nur noch wenige sagen, was da gefeiert wird. Dabei sind beide Feste für den christlichen Glauben von entscheidender Bedeutung.

Mit Himmelfahrt und Pfingsten beginnt eine neue Etappe des Weges Gottes mit den Menschen. Erst jetzt wird der Glaube universal. Solange Jesus auf Erden lebte und auch noch in den Begegnungen nach seiner Auferstehung war er lokal auf Judäa und Samarien begrenzt. Mit der Himmelfahrt Christi wird er entgrenzt. Den Jüngerinnen und Jüngern sagt Jesus bei seiner Himmelfahrt zu: „Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ (Apg 1,8)

Die Kraft dazu erhalten die Gläubigen durch den Heiligen Geist, den ihnen Jesus bei derselben Gelegenheit zusagt. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apg 1,8) Und genau dieses Ereignis, dass die Gläubigen den Heiligen Geist empfangen, wird an Pfingsten gefeiert. Wie ein Funke springt der Heilige Geist auf die ersten Christinnen und Christen über. Sie sind Feuer und Flamme. In ihrer Begeisterung können sie sich Menschen verständlich machen, die aus völlig anderen Teilen der Welt kommen und entsprechend fremde Sprachen sprechen.

Der Heilige Geist ist die Form, in der Jesus Christus seit Pfingsten unter den Menschen gegenwärtig ist. Der Heilige Geist ist die Form der Präsenz Gottes. In der Kursstufe setzen wir uns zur Zeit mit dem Thema „Wirklichkeit“ auseinander. Dabei ist deutlich geworden, dass nicht nur das Wirklichkeit hat, was sich messen und naturwissenschaftlich erklären lässt. Wirklichkeit ist viel umfassender und komplexer. Auch Geist ist wirklich. Teamgeist lässt sich nicht messen, aber er ist spürbar.

Geist kann auch eine Prägung sein. Bei den Ehemaligentreffen erzählen Schülerinnen und Schüler vergangener Jahrgänge, dass da etwas ist, was sie untereinander verbindet – quer durch die Generationen. Eine Art „Geist von Gaienhofen“. In manchem ist der auch in unserem gegenwärtigen Schulalltag zu spüren. Ich empfinde zum Beispiel den Umgangston zwischen Schülerinnen und Schülern und dem Kollegium als überwiegend wertschätzend und freundlich. Und ich glaube schon, dass das auch etwas damit zu tun hat, dass wir eine christliche Schule sind.

Der Geist Gottes ist an Pfingsten über die Jüngerinnen und Jünger gekommen. Er ist der Funke, der das Feuer des Glaubens entfacht hat. Seither konnte es durch die Jahrtausende nicht ausgelöscht werden. Es brennt bis heute und ist auch bei uns gegenwärtig. Nicht messbar, aber doch spürbar.

Das Feuer des Geistes zu feiern. Wem stünde das besser an als einer evangelischen Bildungseinrichtung? In diesem Sinne frohe Pfingsten!

Arnold Glitsch-Hünnefeld

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