„Der Geist der Kraft und der Besonnenheit“

Ein Segen in gegenwärtigen Ausnahmesituationen

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Tim 1,7) In der gegenwärtigen Ausnahmesituation ist es gut, sich daran zu erinnern.

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht: Furcht lässt das Coronavirus gefährlicher erscheinen, als es wohl tatsächlich ist. Es ist zwar hoch ansteckend, der Krankheitsverlauf ist aber in den meisten Fällen eher harmlos. (Gestern Abend lag die Zahl der bestätigten Ansteckungen in Deutschland bei 5.426, die Zahl der Toten bei 8; das ist ein Anteil von weniger als 2 Promille.) Insbesondere junge Menschen – also der größte Anteil unserer Schulgemeinde – müssen wohl kaum einen schweren Krankheitsverlauf fürchten.

Anstelle der Furcht setzt Gott den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Alle drei Größen hängen miteinander zusammen. Besonnenheit bedeutet zum einen, eben nicht in Panik zu verfallen, z.B. Hamsterkäufe zu tätigen und dabei die Mitmenschen und deren Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Besonnenheit bedeutet aber auch, nicht leichtsinnig zu sein, sondern die Gefahr einer Ansteckung möglichst gering zu halten. Wie gesagt: Im Fall der meisten von uns weniger, um sich selbst zu schützen.

Vielmehr geht es darum, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und so einerseits nicht unnötig medizinische Kapazitäten zu binden und andererseits Menschen nicht zu gefährden, für die die Krankheit ein höheres Risiko darstellt. Die Sorge um sie und die Achtsamkeit auf sie sind ein Gebot der Liebe. Deshalb haben wir auch schweren Herzens darauf verzichtet, Schüler, Kollegium und Mitarbeitende mit einer gemeinsamen Andacht in die Zwangsferien zu verabschieden. Im großen Kreis zusammenzukommen ist nicht das Gebot der Stunde.

Kraft werden wir als Gesellschaft und als Weltgemeinschaft brauchen, um den Folgen der Krise Herr zu werden. Hier werden neue Ideen und Denkansätze gefragt sein. Vieles, was wir als selbstverständlich vorausgesetzt haben, ist in Frage gestellt. Eine Wirtschaft, die auf permanentem Wachstum, Just-in-time-Geschäften etc. basiert, ist anfällig für eine solche Krise.

Ich habe die Hoffnung, dass es gelingt, diese Krise zu meistern, die Menschen, die durch sie bedroht sind, aufzufangen und darüber hinaus eine neue Nachhaltigkeit im Leben und Wirtschaften zu lernen.

Liebe kann sich schließlich auch darin zeigen, Menschen in der Nachbarschaft, die jetzt auf Hilfe angewiesen sind, zu helfen. Z.B. Einkäufe für sie zu erledigen oder andere ganz einfache Schritte. Halten wir die Augen dafür offen, wo wir gebraucht werden.

So wünsche ich uns allen, dass uns der Geist Gottes in der kommenden Zeit stärken möge. Er ist die Verbindung zwischen Gott und uns. Er schafft Verbindung unter uns auch da, wo wir im Moment Distanz zueinander halten müssen. Gottes Segen begleite und behüte uns alle.

Arnold Glitsch-Hünnefeld, Schulpfarrer

Neueste Beiträge

Archiv

Kategorien