Vom Umgang miteinander

Medienprävention für die Sechstklässler

„Es ist beschämend: Scheinbar geht es uns so gut, dass wir uns beleidigen müssen.“ – „Wir haben keine netten Worte mehr für uns übrig, drum lassen wir uns unter Druck setzen. Kein Handy heißt: keine Freunde.“ – „Jedes Kind wurde auf TicToc mindestens einmal von einem Pädophilen gesehen – wer das weiß und dort trotzdem etwas postet, dem ist nicht zu helfen.“

Harte Thesen wie diese fordern die Selbstkritik von Sechstklässlern wie wohl kein Unterricht, wenn sie von Frau Victoria Alberti vom Referat Prävention am Polizeipräsidium in Konstanz geäußert werden. Kurz vor der Schulschließung kamen die Sechstklässler noch in den Genuss dieses besonderen Workshops, der jedoch nicht (nur) den moralischen Zeigefinger erhebt und sie damit als potentielle „Täter“ einstuft.

Vielmehr ging es Victoria Alberti darum ihnen bewusst zu machen, was in einer unberechenbaren digitalen Welt passieren kann, wenn Menschen unbedarft Daten preisgeben. „Schaltet euer Hirn ein, wenn ihr das Handy nutzt und schaut, wohin die Daten gehen!“, warnte Alberti die gebannt zuhörenden Kinder. Dass Apps ungefragt Daten erheben und weiterverarbeiten, war den meisten Schülern neu.

Dass Beleidigungen Straftaten sind und Menschen sich ebenso schnell zu Beschimpfungen in Messenger- oder Chatgruppen verführen lassen, wie sie auch Opfer werden können, war vielen nicht bewusst. Und dass man sich in einer solchen Chatgruppe unbeobachtet fühlt und sich doch im öffentlichen Raum bewegt, hatte bisher kein Schüler reflektiert, ebensowenig wie die Tatsache, dass Wege von unerlaubten (pornografischen) Bildern und Videos durch die Kriminalpolizei durchaus nachvollzogen werden können.

„Mich hat sehr beeindruckt, wie schnell Daten sich verbreiten und dass sie für immer im Internet erhalten bleiben. – Mich hat echt geschockt, dass ein Smartphone sogar Photos von mir macht und man mich über das Handy tracken kann.“, resümierten Schüler das Gehörte, das Victoria Alberti in einer charmanten, den Schülern zugewandten Direktheit vermittelte, die sichtbaren Eindruck machte.

Zum anderen appellierte sie an ihr junges Publikum, eine Kultur des Umgangs mitzugestalten, die erst entstehen muss: „Ihr seid es, die ihr bestimmt, wie eure Generation künftig miteinander umgeht. Sobald ihr bei einer schriftlichen Äußerung auf „Absenden“ klickt, habt ihr es nicht mehr in der Hand, wer das alles zu lesen bekommt – und ihr könnt dann nicht mehr behaupten „Das hab ich nie gesagt.“

Letztendlich ist es gemeinsame Aufgabe von Schule und Elternhaus, die jungen Menschen auf ihrem Weg in eine Welt zu begleiten, für die sie selbst Verantwortung tragen und in der unsere Grundwerte weiterhin Bestand haben müssen. Vielleicht war es ein passendes (wenn auch erst im Nachhinein bewusst gewordenes) Signal an die Kinder, die Veranstaltung in der Melanchthonkirche stattfinden zu lassen…?

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