Ein Blick vom Bodensee nach Afrika

Unterstützung für die Patenkinder der Kindernothilfe

Das Schicksal von gleichaltrigen Kindern in den ärmsten Teilen der Welt liegt den Schülern, ihren Eltern und Lehrern von Schloss Gaienhofen besonders am Herzen. Seit über 30 Jahren setzt sich die Schulgemeinschaft Schloss Gaienhofen für Kinder in Not ein und ist seit 2015 offizielle Partnerschule der Kindernothilfe.  

Angesichts globaler Krisen wie Corona und der Krieg in der Ukraine, deren Auswirkungen auch wir in einem sehr wohlhabenden Land spüren und die oftmals dazu führen, sich mehr um seine eigenen Bedürfnisse zu kümmern („Reicht das Toilettenpapier noch?“), geraten manchmal die Bedürfnisse und Nöte unserer Mitmenschen vor allem in den ärmeren Ländern etwas aus den Augen. Daher soll dieser Beitrag einen kleinen Einblick in das Leben von Darmi Gelgelo, einem Mädchen aus Negele, einer Stadt im Süden Äthiopiens in der Borena Zone ca. 600 km südlich von Addis Abeba geben, für das Schloss Gaienhofen seit 2017 über die Kindernothilfe eine Patenschaft übernommen hat.  

Das Leben der Menschen in der Borena Zone in Äthiopien ist geprägt von langanhaltenden Dürreperioden und Hungerkatastrophen als Folge zunehmender Klimakrisen und massiver Abholzung. Für die äthiopische Landbevölkerung ist Holz vor allem zum Haus- und Hüttenbau, zur Befeuerung der Öfen und zur Schaffung neuer Anbauflächen nötig, wenn etwa alte Anbauflächen aufgrund von Erosion oder schlechter Bodenqualität unbrauchbar geworden sind. Die Mehrheit der Menschen in Äthiopien arbeitet im landwirtschaftlichen Sektor und leidet unter den häufigen Dürren und Anbaumethoden mit wenig Ertrag.  

Die mangelhafte Ernährung, schlechte hygienische Bedingungen, ansteckende Krankheiten und eine schlechte medizinische Versorgung führen dazu, dass die Kindersterblichkeitsrate in Äthiopien sehr hoch ist und die Menschen im Durchschnitt nur 62 Jahre alt werden. Das Bildungsniveau ist im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten deutlich niedriger und für die Schulbildung fehlen ausreichende Mittel. Etwa die Hälfte der Mädchen und Jungen schließt nicht einmal die Grundschule ab. Stattdessen müssen viele Kinder schwere körperliche Arbeit verrichten und werden auf dem Land oft an reichere Familien verpachtet.  

In dieser Region lebt Darmi (geb. 2004) mit ihren drei Geschwistern in einer sehr armen Familie, in der sie aufgrund des geringen Gehalts des Vaters (arbeitet als Tagelöhner) keine Unterstützung erhalten kann. Über ein Projekt der Kindernothilfe und der Patenschaft der Schule Schloss Gaienhofen ist Darmi mit ca. 114 anderen Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 20 Jahren in einem Schülerwohnheim in Negele untergebracht. Dort können die Kinder bis zum Ende ihrer Schulausbildung bzw. bei entsprechenden Abschlussnoten bis zum Ende ihrer Berufsausbildung bleiben.

Die Einrichtung bemüht sich, zusammen mit den Jugendlichen Ausbildungen bzw. Studienplätze zu organisieren oder Alternativen wie z.B. Praktikumsplätze bei örtlichen Handwerksbetrieben zu finden. Darmi und ihre Mitschüler/innen erhalten dort außerdem neben drei ausgewogenen Mahlzeiten am Tag eine gute medizinische Versorgung. Neben dem Schulunterricht müssen sich die Kinder für ca. zwei Stunden pro Woche in verschiedenen Arbeitsgruppen zu Tätigkeiten wie Einkaufen, Verteilung von Schulmaterialien und Mithilfe beim Kochen einbringen, um zu lernen, Verantwortung zu übernehmen.

Auch die Möglichkeit für verschiedene Freizeitaktivitäten wird im Schülerwohnheim gegeben. Es gibt ein sehr erfolgreiches Volleyball- und Fußballteam, die Möglichkeit zum Mitsingen in einem Chor besteht und einmal im Jahr gibt es mit dem gesamten Schülerwohnheim einen Tagesausflug, bei dem auch Kulturelles und der Besuch eines z.B. handwerklichen Betriebes auf dem Programm stehen.  

Ohne die Unterstützung des Schülerwohnheims hätte Darmi weder die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen, noch ausreichend Ernährung, medizinische Versorgung, Kleidung und Schuhe zu erhalten.  

Dies ist mit der Unterstützung der Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern von Schloss Gaienhofen mit der Übernahme der Patenschaft für Darmi Gelgelo möglich. Im Rahmen dieser Patenschaft werden an der Schule Schloss Gaienhofen die Kinder bereits in der 5. und 6. Klasse an das Thema Kinderpatenschaft herangeführt. Zum Teil erfolgt dies im Religionsunterricht, der versucht, ein Verständnis für die Mitmenschen zu schaffen und den Blick zu weiten, um zu erkennen, dass Helfen glücklich macht und allen Freude schenkt. Ein weiteres Beispiel für die Unterstützung sind Bastelaktionen für Produkte, die am Weihnachtsmarkt oder am Elternsprechtag verkauft werden und deren Erlös der Kindernothilfe zu Gute kommt. 

Aufgrund von Corona und des Ausfalls der Adventsaktion im vergangenen Jahr kam der notwendige Betrag für die Aufrechterhaltung der Patenschaft durch den Ein-Euro-Elternbeitrag, der für jedes Schulkind in Schloss Gaienhofen zu Schuljahresbeginn in den Klassen eingesammelt wird, zu Stande. So konnte dank der Unterstützung durch die Eltern ein Betrag von insgesamt 485 EUR an die Kindernothilfe angewiesen werden. Ein sehr wertvoller Beitrag in weltweit besonders schwierigen Zeiten, der hilft die Rechte von Kindern zu verwirklichen, das Recht auf regelmäßige Ernährung, medizinische Grundversorgung und Schulbildung, das Recht, Gehör zu finden mit seinen Wünschen und Hoffnungen und beschützt und gewaltfrei aufwachsen zu können. Wenn Kinder gestärkt und beschützt werden, können sie ihr Leben später selbst in die Hand nehmen und die Welt, in der sie leben, mitgestalten und verändern.  

Kurz vor Redaktionsschluss für diesen Beitrag hat uns die Kindernothilfe mitgeteilt, dass Schloss Gaienhofen ein weiteres Patenkind in Haiti bekommen hat, nachdem die Patenschaft für Clifford Benoit in diesem Land beendet worden war. Bei dem neuen Patenkind aus Haiti handelt es sich um einen Jungen namens Wadley Occean, ein Fünftklässler. Fortsetzung folgt! 

Iris Fichert