Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Lukas 6, 36.

Andacht_online zum Jahresbeginn

© Heidi Reubelt, im Dezember 2020

Liebe Schulgemeinde,

eine sehr sprechende Jahreslosung ist uns dieses Jahr gegeben, hier ins Bild gefasst von Heidi Reubelt aus Gaienhofen, der ich herzlich für das Recht zu dessen Verwendung danke!

Der Arzt Lukas erzählt in seinem Evangelium die meisten Heilungsgeschichten. Er richtet seinen Blick nicht auf die Mächtigen, sondern eher auf die kleinen Leute, die Schwachen, die Belasteten am Rande: auf Kranke, Hirten, Witwen und Waisen, auf die „Zöllner und Sünder“. Ihr Leid geht Jesus ans Herz und treibt ihn an Orte, die alle anderen meiden. Er ist da, wo die Starken den von Gott gesandten Messias nicht suchen würden (nach: R. Karnstein). Auch der „barmherzige Samariter“ kümmert sich um den unter die Räuber Gefallenen, nachdem andere Vorübergehende weggesehen und nicht geholfen haben.

Wir bekommen mit dem Ausspruch Jesu einen Auftrag für unser Zusammen-Leben, nicht nur in diesem Jahr: Seid barmherzig! Das heißt doch: lasst euch berühren vom Leid der Mitmenschen – und kümmert euch darum, zeigt Erbarmen! Und reagiert mit dem Herzen, mit der Seite im Menschen, die wir heute in rational ausgerichteter Sprache vielleicht emotionale Intelligenz nennen würden. Die braucht es gegenwärtig gewaltig, wenn wir an die immer weiter bestehenden Nöte und Plagen denken, unter denen Teile der Menschheit überall auf der Welt leiden, an Hungersnöte und Mangel an (sauberem) Wasser, an Armut, Krankheit, Flüchtlinge und politisch Verfolgte in Lagern und Gefängnissen.

Da braucht es neben Intelligenz in konkretem Tun – von jedem, nach seinem Maß und seinen Möglichkeiten – die sieben „klassischen“ Werke der Barmherzigkeit, in Jesu Auftrag in Matthäus 25 bereits beschrieben: Hungrigen und Durstigen Speise und Trank geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke und Gefangene besuchen und die Toten bestatten. Selbst in unserer reichen, „westlichen“ Gesellschaft können, müssen wir unmittelbar tätig werden, und wir haben immer noch (oder: immer mehr?) einen Auftrag zu diesen Werken der Barmherzigkeit. Bootsbesatzungen wie die von „Sea Watch 4“ kümmern sich um Flüchtlinge auf dem Meer; „Amnesty International“ erinnert an Gefangene, die sonst von der Welt vergessen würden; „Civil Service International“ hält den Gedanken der Völkerverständigung wach. Es gibt noch viele weitere Betätigungsfelder…

Krankheit und Tod sind aber auch hier mit der seit fast einem Jahr dauernden Corona-Krise nicht mehr so leicht zu verdrängen und rücken immer näher ins Bewusstsein eines jeden Einzelnen: er könnte selbst auch betroffen sein, unabhängig vom Alter, oder er kennt persönlich einen Betroffenen.

Die Künstlerin selbst schreibt zur Interpretation ihres Bildes: „Meine Tuschezeichnungen zeigen Verzweifelte, Einsame, Schutz-Bedürftige, Alte, Kranke, Suchende, Glaubende. Sie stehen für uns alle, die wir herzliches Erbarmen miteinander und zueinander so nötig haben. Kräftige Rot-, Orange- und Magenta-Töne im aquarellierten Umraum symbolisieren die Barmherzigkeit unseres VATERS, die uns bergend und tröstend umgibt. Wachstropfen zeigen Corona-Viren, noch um uns und zwischen uns.“

Mit den Nöten der Welt und mit unseren Nöten sind wir jedoch nicht alleine gelassen. Wir haben ein Gegenüber. Gott selbst lässt uns nicht allein. Im zweiten Teil der Jahreslosung heißt es: „…wie auch Euer Vater barmherzig ist.“ Barmherzig mit uns, die wir nicht vollkommen und nicht immer „gut“ sind, die wir selbst Nachsicht, Verzeihen, Erbarmen brauchen. Wir können beten, im Vertrauen auf ihn: „Kyrie eileison. Herr, erbarme dich!“  (Dieter Toder, 13.1.2021)

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