Plan B oder C – oder X?

Mittwochsandacht_online

Eigentlich hätten wir heute in der Schule hohen Besuch bekommen sollen. Unser Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh, der Leiter des Referats „Bildung und Erziehung in Schule und Gemeinde“ im Oberkirchenrat, OKR Wolfgang Schmidt, und die Leiterin der landeskirchlichen Schulstiftung, Friederike Heidland, hatten sich angesagt. Jetzt hat Corona alle diesbezüglichen Planungen über den Haufen geworfen. Der Besuch ist verschoben – vorerst in den Dezember.

Stattdessen praktizieren wir seit 2 ½ Wochen Fernunterricht. Im Großen und Ganzen funktioniert es erfreulich gut. Das liegt ganz entscheidend daran, dass die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler sich ebenso wie die Lehrerinnen und Lehrer auf dieses Experiment eingelassen haben. Es ist zwar nicht dasselbe, wie wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht sehen könnten. Aber die digitalen Medien sorgen dafür, dass wir trotzdem kommunizieren können.

Wenn alles so funktioniert, wie es soll. Wenn nicht gerade die DS-Cloud streikt – oder einzelne Schüler keinen Zugang haben. Wenn ItsLearning nicht mal wieder aufgrund der vielen Zugriffe in den Bummelmodus verfällt. Wenn Teams funktioniert.

Und wenn nicht? Dann ist Kreativität gefragt. Schülerinnen und Schüler greifen zur altbewährten E-Mail. Ein Aufschrieb auf Papier wird abfotografiert und verschickt. Oder ein Arbeitsblatt wird halt mal einen Tag später ausgefüllt oder eingereicht. Ist auch kein Weltuntergang.

Lernen in der Corona-Krise bedeutet zugleich Lernen aus der Corona-Krise. Ich lerne neue Möglichkeiten der digitalen Medien kennen. Vieles hatte ich vorher noch gar nicht so auf dem Schirm. Zugleich erkenne auch einmal mehr die Grenzen der digitalen Medien. Nicht nur wegen der technischen Ausfälle. Auch den „richtigen“ Unterricht vermisse ich. Das direkte Gegenüber.

Ein spontanes Gelächter bei einem kreativen Versprecher. Sich in einer Diskussion die Köpfe heiß reden. Und so vieles mehr. Corona führt vor Augen, wie wertvoll der direkte persönliche Kontakt ist. Das droht in der wunderbaren Welt der sozialen Medien manchmal in Vergessenheit zu geraten. Gut, dass wir uns jetzt daran erinnern. Hoffentlich bewahren wir uns diese Erinnerung.

Corona macht auch deutlich, wie leicht unsere Planungen über den Haufen geworfen werden. Aktuell gehen wir davon aus, dass am 20. April der reguläre Unterricht wieder beginnt, und richten unsere Planungen darauf aus. Sicher ist das nicht. Es hängt davon ab, wie sich die Infektionskurve entwickelt. In der Bibel heißt es: „Das Menschenherz macht Pläne – ob sie ausgeführt werden, liegt beim Herrn.“ (Spr 16,9 – Gute Nachricht Bibel)

Damit soll nicht gesagt sein, dass die Corona-Krise eine Strafe Gottes sei. Ich halte wenig davon, wenn Menschen meinen, Gott sei ein schwarzer Pädagoge und sie hätten seinen Lehrplan durchschaut. Vielmehr geht es darum, die begrenzte Reichweite des menschlichen Planens anzuerkennen. Das fällt einem Menschen wie mir, der ungern die Kontrolle abgibt, nicht leicht.

Es ist aber notwendig. Da hilft auch nicht immer ein Plan B, weil der genauso über den Haufen geworfen werden kann. Es gilt, einzukalkulieren, dass alles anders kommen kann, als gedacht. Im Notfall nicht in Panik zu verfallen, sondern spontan zu reagieren und darauf zu vertrauen, dass es mit Gottes Hilfe trotzdem zu einem guten Ziel kommen kann.

Dass wir das in diesen Tagen lernen und uns bewahren können, wünsche ich uns allen.

Arnold Glitsch-Hünnefeld, 01.04.2020

„Nachdem der Bock mit dem Wegweiser fertig war, zeigte er in eine ganz neue Richtung …“ (entstanden im Wallis bei der Täsch-Hütte unterhalb des Alphubel)

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