Gedenkfeier zum 85. Jahrestag der Deportation aus Wangen
Einweihung eines Mahnmals

Am Sonntag, 09. November, 17 Uhr, wird im Kirchgarten der katholischen Kirche Wangen an die am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs in Südwestfrankreich deportierten badischen Jüdinnen und Juden gedacht. Im Zuge der Gedenkfeier zum 85. Jahrestag wird ein Gedenkstein der Schüler der Schlossschule eingeweiht.
Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten sieben jüdischen Bürger Wangens in das französische Sammellager Gurs deportiert. Insgesamt wurden an diesem Tag über 5.600 Menschen jüdischer Abstammung oder Religionszugehörigkeit aus Baden in das Internierungslager Gurs in Südwestfrankreich verschleppt. Die meisten Deportierten wurden ab März 1942 in die Vernichtungslager Ausschwitz und Sobibor verlegt und dort ermordet. Aus Wangen verstarben fünf der sieben Deportierten.
Mit der Feier und dem Gedenkstein wollen die Schüler der Courage & Demokratie AG von Schloss Gaienhofen mahnend an die Deportationen erinnern. Der Gedenkstein hat die Form eines zerteilten, demolierten Hauses mit einem sogenannten „Walmdach“, eine damals typische Bauweise jüdischer Häuser in Deutschland. Eine Hälfte des Hauses steht in Neckarzimmern. Dort stehen 130 weitere Gedenksteine von Schülern aus Baden und erinnern an alle am 22. Oktober 1940 von Baden nach Gurs deportierten Juden. Die andere Hälfte steht im Kirchgarten der katholischen Kirche in Wangen. „Das zerteilte Haus – symbolisch für die jüdische Bevölkerung in Wangen – soll mahnend an den gewaltsamen Bruch erinnern, welcher durch den Nationalsozialismus dem einstmals jahrhundertelang weitestgehend friedlichen Zusammenleben von jüdischer und nicht-jüdischer Bevölkerung zugefügt wurde. Der Stein gedenkt der Opfer und mahnt brandaktuell, dass Hass, Gewalt und Spaltung ein katastrophaler Irrweg sind.“ sagt Julian Hobinka, Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer an der Evangelischen Schule in Gaienhofen. Zusammen mit der Kunstlehrerin Nathalie Dittmann und einer Gruppe freiwilliger Schüler und mit Unterstützung einer betroffenen Familie habe sich das Team „intensiv mit der Gedenkarbeit auseinandergesetzt, dies in Texten, Videos und Bildern festgehalten und die Idee für den Gedenkstein erarbeitet.“
Gerahmt wird die Gedenkfeier von einer kleinen Ausstellung im Eingangsbereich der Schule. In der Ausstellung vom 3. – 7. November wird die jüdische Geschichte Wangens beleuchtet und sind Ausschnitte eines Zeitzeugeninterviews mit dem Sohn des letzten Judens von Wangens, Gert Wolf, zu sehen.