„Wer eine Sanierung plant, muss einen Neubau denken.“

Pädagogischer Tag als Auftakt zur Gestaltung eines Unterstufenbaus

Nur wenige Wochen sind seit der Einweihung des renovierten Schlosses und des neu errichteten Campusgebäudes vergangen – und der nächste Bauabschnitt, der Unterstufenbau, rückt bereits in greifbare Nähe. Nachdem das neue Lehrerzimmer bezogen worden und die Schulleitung samt Sekretariat nun im Schloss untergebracht ist, richtet sich der Blick der Schule auf die momentan leerstehenden Räumlichkeiten entlang der Hauptstraße, die zu neuen Lernräumen umgestaltet werden sollen.

Mit dem pädagogischen Tag am 14. Oktober 2016 fiel der erste gedankliche Anstoß hierzu und das Kollegium möchte sich die Chance nicht entgehen lassen, bei der Neugestaltung aktiv mitzuwirken, die mit der Umsetzung von modernen Lernkonzepten einhergehen soll.

Schulleiter Dieter Toder zeichnete in einer beeindruckenden Rückschau die umfassenden äußeren und inneren Veränderungen der Schule während der letzten Jahre nach und konnte vor allem den neuen Kollegen, die den  tiefgreifenden Wandel nicht miterlebt haben, die Notwendigkeit von Schulentwicklungsprozessen bewusst machen. Es wurde deutlich, dass zum einen äußere und innere Schulentwicklung untrennbar miteinander verknüpft sind und dass zum anderen Personal-, Organisations- und Unterrichtsentwicklung ineinander verzahnt sein müssen. Schule muss sich weiterentwickeln, sich dem gesellschaftlichen Wandel stellen und das Ziel des Lehrerberufs im Auge behalten:

„Sie alle sind Lehrer geworden, um die Schüler auf die Zukunft vorzubereiten – wir können nicht einzelne Aspekte der Zukunft ausklammern, weil sie uns nicht passen.“,

so unterstreicht Dieter Toder in seiner Grundsatzrede den Schwerpunkt, welchem sich die Klassenstufen im kommenden Schuljahr widmen: der Vervollständigung des Konzepts „Individualisiertes Lernen mit iPads“. Die Bildungskonferenz in Berlin zeigte deutlich, dass Gaienhofen mit der Entscheidung iPads im Unterricht einzusetzen, richtig lag und anderen Schulen weit voraus ist.

Mit diesen einführenden Gedanken war der Grundstein für die Planung eines Unterstufenbaus im wahrsten Sinne des Wortes gelegt, deren Stand Jochen Poth, freier Architekt aus Radolfzell, den Kollegen vorstellte. Poth, der bereits das historische Schloss saniert hat, ist mit der Neugestaltung beauftragt und berichtete aus architektonischer Sicht von den Möglichkeiten, den bestehenden Platz optimal zu nutzen. Dabei gilt es Statikpläne aufzutreiben, die Vorgaben des Brandschutzes zu erfüllen und die Nutzung von stillgelegten Räumen in die Überlegungen ebenso einzubeziehen wie die Erhaltung von Bestehendem gegen deren Praktikabilität aufzuwiegen.

Dr. Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung in Überlingen war ebenfalls gerne der Einladung nach Gaienhofen gefolgt und skizzierte in einem anregenden Vortrag die Beziehung zwischen Lernen und Raum und machte dem Kollegium Mut, neue Wege zu gehen. „Wenn man eine Sanierung plant, muss man einen Neubau denken“, so der Tenor. Angesichts der immer gravierenderen Unterschiede in scheinbar homogenen Klassen müsse der Unterricht vom einzelnen Schüler her gedacht werden. Drei Grundsätze sind nach Seydel bei einer Neukonzeption des Unterstufenbaus zu berücksichtigen:

  • „Lernen braucht eine Mischung aus Sozialformen, um effektiv zu sein.
  • Lernen braucht einen Mix an Methoden.
  • Lernen braucht eine Balance zwischen Bewegung und Ruhe.“

Seydel konnte uns bewusst machen auf, dass „Schuhkartonklassen“ nach herkömmlicher Art keine Antwort auf die eben zitierten Anforderungen seien, und skizzierte verschiedene Raumtypologien anhand von konkreten und bereits umgesetzten Beispielen. Die Kollegen befassten sich mit Konzepten wie Klassenraum plus, Cluster, Lernateliers und Lernlandschaften und leiteten damit einen Denkprozess ein, der durch eine Planungsgruppe gemeinsam mit dem Architekten in den kommenden Wochen fortgesetzt wird.

Der Nachmittag stand im Zeichen der Evaluation mit WWSE. Dr. Klaus Wild vom Institut für Schulentwicklung in Nürnberg, stellte die Auswertung der Schüler- und Elternbefragung vor, nachdem bereits im Frühjahr die Auswertung der Lehrerbefragung der Schule Schloss Gaienhofen ein sehr gutes Zeugnis ausstellte. Er hob heraus, dass die zweite, kürzlich erfolgte, Evaluation fast deckungsgleich mit der ersten vor drei Jahren erfolgten ist: „Es ist Ihnen gelungen, ein sehr hohes Niveau zu halten.

Das Ergebnis ist eine Bestätigung Ihrer Arbeit, es wird schwierig, dies zu verbessern. Ich freue mich, wenn ich solche Daten überbringen darf.“, lauteten die anerkennenden Worte von Dr. Wild. Eine gemischte Gruppe von Lehrern, Eltern und Schülern befasste sich in einem anschließenden Workshop eingehend mit den Ergebnissen und diskutierte einzelne Ansatzpunkte, die in den kommenden Wochen analysiert und in Kooperation mit allen Beteiligten weiter optimiert werden sollen. „Es wäre ja auch Sozialromantik, wenn Ihre Werte überall über 4 von insgesamt 5 Punkten liegen würden“ – so lautete der schmunzelnde Kommentar von Dr. Wild und entließ die Workshopteilnehmer nach einem richtungsweisenden Tag in das Wochenende.