„Wachst, aber bewahrt euch die Schönheit des Unfertigen“

Wir gratulieren unseren 87 Abiturienten!

51 Absolventen des Allgemeinbildenden und 36 Absolventen der Beruflichen Gymnasien der Evangelischen Schule Schloss Gaienhofen konnten am vergangenen Samstag in einer gottesdienstlichen Feier in der Melanchthonkirche ihr Abiturzeugnis in Empfang nehmen. Sechs Schüler im Allgemeinbildenden Gymnasium und ein Schüler im Beruflichen Gymnasium schlossen mit der Traumnote 1,0 ab. Der Gesamtschnitt lag im Allgemeinbildenden Gymnasium bei 2,0 – in den Beruflichen Gymnasien bei 2,2.

Wir gratulieren herzlich!

Es war ein erhebender Moment, als 84 junge Menschen mit dem Einzug in die Melanchthonkirche Gaienhofen gemeinsam mit wichtigen Wegbegleitern ihren ersten großen Lebensabschnitt vollendeten. „So einen Moment zum Feiern wird es in unserem Leben nicht mehr geben“, stellte Tim Voigt zu Beginn seiner Abiturientenrede fest und lud die Festgemeinde ein zum Innehalten, um Rückschau zu halten auf das Erreichte und einen Blick in die Zukunft zu wagen. In dieser gelte es, die bisherige Komfortzone zu verlassen, um Neues zu wagen, auch wenn Vieles „anders laufen wird, als wir uns das vorstellen“.

Denselben Wendepunkt sah auch Schulpfarrer Glitsch-Hünnefeld in seiner Ansprache, der die Absolventen als „Fragmente der Vergangenheit und der Zukunft“ in den Blick nahm. In Anlehnung an Henning Luther sei ihre Persönlichkeit noch nicht ausgereift, Vieles werde erst im Lauf des Lebens an Gestalt gewinnen. Andererseits gelte es anzuerkennen, dass auch eine Schullaufbahn von Verlust, Schuld und Versagen in der Vergangenheit geprägt sei.

Das Fragmentarische der Identität ist für Arnold Glitsch-Hünnefeld auch zentraler Gedanke im Korintherbrief, aus dem die Zuversicht spricht, dass Gott den Menschen in seiner Unvollkommenheit annimmt: „Das soll Euch Mut machen, mit der Lücke zu leben, Mut Dinge zu versuchen – auch auf die Gefahr des Scheiterns hin, Mut zum Leben in der Vorläufigkeit im Vertrauen darauf, dass Gott Euch einst vollenden wird. Diesen Mut wünsche ich Euch.“

So wie Paulus alles Wissen als „Stückwerk“ bezeichnet und die Liebe als bedeutenderes Element im Leben hervorhebt, sind die intellektuellen Errungenschaften insofern Fragmente, als Schule auch wichtige Werte vermittelt und durch das (Er)Leben von bspw. Gemeinschaft, Zusammenhalt, Teamgeist und Durchhaltevermögen bei schulischen Anlässen und im Alltag junge Menschen zu mündigen Bürgern macht. Diese ganzheitliche Sichtweise waren (unabgesprochen!) Schulleiter Nils Franke in seiner Ansprache und Abiturientin Clara Wolf in ihrer Kurzansprache wichtig.

Dass Gemeinschaft zentrales und prägendes Proprium der Evangelischen Schule ist, beweist eine bewegende Geste. Ein ehemaliger Mitschüler des Jahrgangs, der 2021 nach langer Krankheit verstorben war, wurde ebenfalls mit einer Urkunde bedacht, die die Familie in Empfang nehmen durfte und mit der die Abiturienten und Lehrerschaft Zusammenhalt zum Ausdruck brachten, wie er an der Schule gelebt wird.

Herzlichen Glückwunsch!