Von Angesicht zu Angesicht 

Zum Portrait von Martin Luther in der Melanchthonkirche 

Es gibt Luther-Bonbons, Luther-Schreibwaren, Luther-Radpilgerwege, eine Luther-Playmobilfigur, Essen wie zu Luthers Zeiten, Luther-Konzerte, -Vorträge und -Musicals, Kirchentage zur Reformation, Online-Reformations-Aktionen wie „deine-these.de“ und eine gigantische Marketingwelle für alles Mögliche, was den Namen des großen Reformators zu Geld macht. Dass das Lutherjahr nach Ralph Bollmann jedoch zur „Pleite des Jahres“ 2017 geworden ist (siehe den gleichnamigen Artikel in der FAZ vom 11.7. 2017) hatte niemand erwartet.  

Doch wen interessiert’s? Wichtig ist, was jeder Einzelne aus dem Anliegen Martin Luthers heute für sich herauslesen kann – fernab von Give-aways und Großveranstaltungen.  

Dass Luther einen wesentlichen Nerv der christlichen Kirche getroffen hat und seine Gedanken uns bis heute beschäftigen, ist unbestritten – und ein 500-jähriges Jubiläum ist Anlass genug, dies zu würdigen. Die Schüler der Jahrgangsstufe 2 mit Harald Björnsgard haben das bekannte Luther-Portrait von Lucas Cranach auf eine 4 mal 4 Meter große Fläche übertragen.

Das Gemälde wurde in Segmente unterteilt, die in Gruppenarbeit hergestellt und dann zusammengesetzt wurden. „Wir wollten etwas beitragen zum Reformationsjubiläum, wenn schon Schule und Kirche die Namen von großen Reformatoren tragen“, erklärt Harald Björnsgard den Anlass des Projekts. Die Schüler arbeiteten mit Pastellkreide auf Zeichenpapier, wobei die Segmente nach ihrer Fertigstellung auf der Rückseite verklebt wurden. Das Ergebnis ist sichtlich beeindruckend: wer die Melanchthonkirche betritt, steht Luther direkt gegenüber und sieht sich seinem strengen und unnahbaren Blick ausgesetzt.  

Ob Luther es gewollt hätte, das sein übergroßes Portrait den Altarraum einer Kirche ziert? Wohl eher nicht … Aber einen Festgottesdienst von Angesicht zu Angesicht mit Martin Luther feiern, war für die Gottesdienstbesucher des Schöpfungsgottesdienstes Anfang Oktober auf alle Fälle etwas Besonderes. Und das Reformationsfest kommt erst.  

Ein herzliches Dankeschön an Harald Björnsgard und die Schüler des Kunstkurses der Jahrgangsstufe 2!