The Book Soul – Rückblick auf ein Theatererlebnis

Die Theater AG begeisterte mit einem anspruchsvollen Stück

Haben Bücher eine Seele?

Ja, haben sie! Doch wer liest heute noch Bücher und vermag ihre Seele zu entdecken und zu verstehen? Dieser (traurigen) Erkenntnis müssen sich der alternde Bibliothekar des kleinen Städtchens Haffenine, Kerrigan Sheriwinkle (Marco Rohn), und seine Bewohner stellen. „Es gibt Bücher, die liest man und es gibt welche, die lebt man“, lautet die Überzeugung des Bibliothekars.

Das Gerücht von seinem angeblichen Tod ist somit auch im übertragenen Sinn zu verstehen: Bücher sind „vom Aussterben bedroht“, sie haben ihren ideellen Wert für die Menschen verloren. Der Suche nach dem Erben für die Bibliothek steht der Einzug der Technik gegenüber, die im Dorf mehr Unheil anrichtet als den Bewohnern recht ist. Nachrichten verbreiten sich in Echtzeit per „Brain-Reader“, einem neu entwickelten Gerät, mit dem man Gedanken „posten“ kann – was die Bewohner gerne annehmen, da sich die Sensationen im Dorf bisher sehr in Grenzen gehalten hatten.

Während Elsie Shufflebottom (Tine Netzhammer) und Shamley Biffle (Jurek Pfaff) mit dem Buch „Offenbarung“ nach dem Erben der Bibliothek suchen und dabei Mühe haben, das Buch mit leeren Seiten richtig zu deuten, zeigen sich die Konsequenzen der Machenschaften von Mr und Mrs Sparkles (Neele Burth und Tom Franklin): Shamley Biffle muss seinen Milchhandel aufgeben, weil das neu eröffnete Sparkles Center Milch zu Dumping-Preisen anbietet, das Geschäft mit den Brain Readern boomt  – und die Minenarbeiter werden mit verlockenden Gehältern von den Sparkles angeworben.

Doch die Bewohner merken nicht, wie sie immer mehr korrumpiert werden. Das Leben des Kleinstädtchens gerät vollständig aus den Fugen, bis Elsie und Tom Shufflebottom (Simon Lücke) die Bewohner gegen die Sparkles aufhetzen und ihnen die Manipulation bewusst machen, der sie erlegen sind.

Wieder einmal beeindruckte die Theater AG mit dem anspruchsvollen Werk „The Book Soul“, welches von der Leiterin der Theater AG, Margit Schlenker, übersetzt und eigenhändig als Bühnenwerk adaptiert werden musste. Selbst die britische Autorin des gleichnamigen Romans, Rachel Mann, war auf das Projekt aufmerksam geworden und kam zu einer der drei Aufführungen eigens nach Gaienhofen.

Sie zeigte sich erfreut darüber, dass Margit Schlenker Eingriffe in das Original vorgenommen hatte, um alle 50 Schüler der Theater AG auch in das Stück einzubinden und auch den Jüngsten eine Rolle zu ermöglichen. „So ein Projekt ist immer ein Gemeinschaftswerk“, fasst Margit Schlenker die gelungenen Aufführungen zusammen – und bedankt sich bei allen Schauspielern, den Schülern der iVent-AG (Leitung: David Seith) für die Technik, den Musikern Armin Glaschke und Michael Schmidtpeter, bei Tobias Urban für das „Sichtbarmachen der geposteten Gedanken“ in kleinen Filmsequenzen und bei der Kostümschneiderin Eugenia Recht. Alle trugen zu einem Gemeinschaftserlebnis der besonderen Art bei, das Schülern in ihren Rollen einen Freiraum gibt, Abstand von sich selbst zu nehmen und sich neu kennenzulernen.

Die Rollen waren den Personen wie auf den Leib geschnitten, die Schüler von der 5. Klasse bis zur Jahrgangsstufe füllten diese souverän und mit großer Spielfreude aus. Bereits im Februar hatten sie mit dem Schauspieler und Grimme-Preisträger Siemen Rühaak in einem mehrtägigen Workshop an dem Stück gearbeitet – man spürte die Überzeugung der jungen Schauspieler, die in den drei sehr gut besuchten Aufführungen das Publikum in ihren Bann ziehen konnten.

DANKE FÜR EIN TOLLES THEATERERLEBNIS!