Schloss Gaienhofen gratuliert Bodo Kirchhoff

Der renommierte Autor wird mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet

Wir freuen uns mit Bodo Kirchhoff, der in diesen Tagen die hochdotierte Auszeichnung der Stiftung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels entgegennehmen darf.

Bodo Kirchhoff war Schüler des Internats Schloss Gaienhofen und legte 1968 sein Abitur ab. Immer wieder war er gerne Gast in Gaienhofen um seine Erzählungen und Romane vorzustellen, die stets auch einen autobiografischen Anteil haben. Wie sehr ihn die Internatszeit geprägt hat, zeigte auch die Lesung bei uns im Jahr 2008 im Rahmen des Gaienhofener Forums, bei dem er im Gespräch mit Oberstufenschülern offenbarte:

„Das Herz wird mir schwer, wenn ich hier rumlaufe“, es sei für ihn berührend wieder nach Gaienhofen zu kommen. Und er bekräftigte die Bindung an seine Schule mit der Gewissheit, die viele Ehemalige mit ins Leben tragen: „Ich will euch klarmachen, dass hier Freundschaften und Bindungen entstehen können, die ein Leben lang halten. Das ist eine wunderbare Erfahrung.“

Bodo Kirchhoff ist es auch, der mit der Gründung der Schülerzeitung „Hermes“ den Grundstein für unser Jahrbuch „brücke“ legte, wenngleich er sich bei seinem letzten Besuch sehr über seine hochtrabenden Formulierungen amüsierte, die Schulleiter Dieter Toder gerne zitierte. „Vom Größenwahn beseelt“ sei er damals gewesen, habe sich sogar „Herausgeber“ genannt, erinnerte sich der Autor, der sich mit Werken wie „Eros und Asche“, „Verlangen und Melancholie“, „Parlando“ oder „Infanta“ deutschlandweit einen angesehenen Namen verschaffen konnte. 2012 durften wir Bodo Kirchhoff bei einer Lesung der „Erzählzeit“ wiedertreffen, bei der er „Die Liebe in groben Zügen“ erstmalig öffentlich vor dem Gaienhofener Publikum las.

Die Schule hat sich seit seinem letzten Besuch 2012 grundlegend gewandelt, nicht erst durch die Schließung des Internats. Es wäre spannend für uns, den ehemaligen Internatsschüler wieder in Gaienhofen zu treffen und ihn mit einem „neuen Schloss Gaienhofen“ vertraut zu machen. Immerhin verriet er uns bei seinem letzten Besuch: „Ich komme immer wieder gerne nach Gaienhofen.“

Ein Auszug aus einem seiner bekanntesten Werke mit autobiografischen Zügen beschreibt seine Ankunft im Internat:

„… schon als Kind fehlte mir jegliches Verhältnis zum Wohnzimmer, weil es kein Wohnzimmer gab, nur einer Raum voller Rauch, ohne das übliche Sofa, falls Sie das interessiert, Sitzen auf Ziegenhaar, zwischen Asche, Kerzen und viel Papier, sogenannten Papers, nicht Pampers, wie auch das übliche Verhältnis zu den Leuten fehlte, die alle den Rauch verbreitet hatten, bis unsere Wege, wie man sagt, auseinandergingen, oberhalb des Bodensees an einem herbstlichen Sonntag, indem ich dablieb und sie wegfuhren, meine Eltern, einfach um die Ecke bogen im Käfer, um sich an der nächsten Ecke zu trennen, und dort, im Heim, fing mein Trudeln erst richtig an….“

aus: Bodo Kirchhoff: Parlando. Fischer: Frankfurt am Main, 5 2004, S. 17.