Rolls Royce Civil Aerospace in Business&Society

 Jörg Wolter stellt sich den Fragen der Schüler

Unser englischsprachiger Unterricht in Business&Society/BAS (Wirtschaft und Verantwortung) lebt von Einblicken in die reale Welt und Besuchen von Fachleuten.

Jörg Wolters kürzlich gehaltener Vortrag über seine Arbeit bei Rolls Royce im Bereich Civil Aerospace steht in einer Reihe mit dem Auftritt von Jürgen Rottler (ehemaliger Verantwortlicher beim kalifornischen Software-Giganten Oracle) und Professor Peter Franklin (Lehrstuhl für Intercultural Communication and Management an der HTWG Konstanz).

Wolter kam nach einem ersten Kontakt zu BMW in München vor einigen Jahren zu Rolls Royce. Er arbeitete zunächst im Bereich Antriebe für Militärtechnik, um sich dann, wie er sagt, „den Triebwerken, die an zivilen Flugzeugflügeln hängen“, zuzuwenden.

Inzwischen ist er als einer von 16 Fachleuten weltweit dafür zuständig, dass kein Geschäftsreiseflugzeug mit einem Rolls Royce-Triebwerk mehr als 24 Stunden auf dem Boden bleibt.

Dafür ist er rund um die Uhr und 7 Tage die Woche in seinem Homeoffice erreichbar. Wo immer ein Pilot, ein Wartungsbetrieb oder ein Flugzeugbetreiber ein Triebwerksproblem meldet, sorgt Jörg Wolter dafür, dass „es“ wieder fliegt, entweder durch Ingenieursinstruktionen für die Piloten oder nach einer Reparatur durchgeführt von durch Wolter und sein Team arrangierten, technischen Support am Flughafen.

Unsere Schüler wollten wissen, wie man zu einem solch spannenden Job kommt. Die Antwort: Realschule, technisches Gymnasium, Abitur, Zivildienst, Studium.

Dass das nicht nur glatt lief, zeigte sich, als Wolter sich als überzeugter Kriegsdienstverweigerer bei seinem ersten Job plötzlich mit Aufgaben in der (defensiven) Militärtechnik konfrontiert sah. „Wie geht man mit einem solchen Gewissenskonflikt um?“, wurde er gefragt. Das sei keine leichte Entscheidung gewesen – aber am Ende stand die Einsicht, dass militärische Technik zur Abwehr von Angriffen notwendig ist – gerade in der Gegenwart. Inzwischen hat Wolter seine Verweigerung zurückgenommen.

„Gibt es häufig schwere Unfälle wegen Triebwerksproblemen?“, wollte ein Schüler wissen. In seiner bisherigen Laufbahn hatte Jörg Wolter mit einem einzigen solchen Fall zu tun und dieser ereignete sich im Rahmen von Test eines neuen Flugzeugs durch Testpiloten. Häufiger sind technische Probleme oder auch Vogelschlag, die allerdings meist glimpflich ausgehen. Eine tragische Ausnahme sei der Vorfall in New York, bei dem der Pilot das Flugzeug auf dem Hudson River notlandete. Damals waren beide Triebwerke gleichzeitig ausgefallen, was extrem selten vorkommt. Die enorme Kraftentfaltung in einem modernen Triebwerk sorgt dafür, dass Vögel meist keinen großen Schaden anrichten. Eine einzige Schaufel des „Fans“ hat die Power zweier Formel-1-Motoren.

Für die Jugendlichen war wichtig zu erfahren, wie man sich in einem derart „einsamen“ Beruf immer wieder neu motiviert, sieht man doch seine Kollegen und Kunden nur unregelmäßig persönlich- ausser per Videokonferenz.

Die Piloten und deren Probleme sind für ihn der Ansporn, immer ansprechbar zu sein und lösungsorientiert zu denken. Selbstredend entspricht das dem vorrangigen Interesse des Arbeitgebers, Rolls Royce. Der Ruf der Triebwerke und damit das Standing der Fima steht und fällt mit dem Vertrauen der Kunden.

Hat der Beruf eine Zukunft? Ja aber er steht vor großen Herausforderungen. Ohne Flugzeuge funktioniert eine global vernetzte Welt nicht, aber Kerosin wird nicht auf Dauer der Treibstoff für sie sein. Die Triebwerke der Zukunft werden unter anderem mit Wasserstoff und Elektromotoren betrieben werden, so Wolter. Die Entwickelungen hierzu sind im vollen Gange, um zeitnah Serienreife zu erreichen.

Zum Abschluss empfahl Jörg Wolter den jungen Zuhörern, unabhängig von ihrer Berufswahl, ganz besonders ihre englischsprachigen Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln – schließlich gehe in der globalen Wirtschaft nichts ohne fundierte Englischkenntnisse.

Für die Schüler steht als nächstes ein Besuch bei Südstern Bölle in Singen auf dem Programm. Auch dort wird es um die Zukunft der Mobilität gehen – in einer Welt mit schwindender fossiler Energie.

Klaus Dinkelaker