Magic Music

Rückblick auf ein „zauberhaftes“ Konzert der Kantorei und des Orchesters

„Musik kann Menschen in eine andere Welt entführen – ein Taktstock in der Hand des Dirigenten gleicht dann plötzlich einem Zauberstab.“ Diese Erkenntnis eines längst verstorbenen Musikers scheint Programm gewesen zu sein für Kantorei und Orchester der Evangelischen Schule Schloss Gaienhofen, denen es in einem Konzert am 23. und 24. Juli in mehrfacher Hinsicht gelang, das Publikum der auf den letzten Platz besetzten Melanchthonkirche in Gaienhofen und der Lutherkirche in Singen in ihren Bann zu ziehen.

Unter der Leitung von Simone Renz präsentierte sich das Orchester mit großer Konzentration und einem faszinierenden Reichtum an Registern in Werken, die die Zuhörer zum einen in die Märchenwelt der „Eiskönigin“ bzw. den Film „Frozen“ entführten (arr. von Johnnie Vinson), und zum anderen in dem Werk „Leuchtfeuer“ (Kurt Gäble) die Vorstellung in Musik umsetzten, Leuchttürme böten in der hiesigen und der fiktiven Welt Halt – auch im übertragenen Sinn.

In einem Werk wie dem „Concerto d’amore“ (Jacob de Haan) wurden verschiedene Musikstile so kombiniert, dass die Gäste sich „wie von Zauberhand“ mehrfach in einer klanglich und rhythmisch neuen Umgebung wiederfanden. Neben Simone Renz standen auch Pia Semrau und Maximilian Brennenstuhl am Dirigentenpult, zwei Oberstufenschüler, die in diesem Jahr die Ausbildung zu Musikmentoren absolviert haben und ihre Kenntnisse beim Einstudieren eines Werks in den Proben des Orchesters und in der Aufführung anwenden konnten.

Die Kantorei und Band unter Leitung des Schulkantors Siegfried Schmidgall brachen in fiktive Universen diverser Musicals auf. So wie Aladdin im gleichnamigen Musical Jasmin auffordert mit ihm in seine Welt mitzukommen, fühlten auch die Zuhörer durch die sauber intonierten Songs, chorisch und solistisch im Wechsel präsentiert, dass Musik nicht nur bei den jungen Sängerinnen und Sängern, sondern auch bei ihnen selbst tief gehende Emotionen zu wecken vermag.

Im Mittelpunkt standen Auszüge aus dem Musical Tarzan, das sich mit der unvergesslichen Musik von Phil Collins um die Liebe zwischen der in New York aufgewachsenen Jane und dem von Gorillas im Urwald aufgezogenen Tarzan rankt und in dem zwei scheinbar unvereinbare Welten durch die Magie der Liebe verschmelzen. Im Konzert konnten die kurzen Spielszenen die komplexe Handlung brillant auf den Punkt bringen, mit den musikalisch sehr wachen und überzeugenden Songs der Kantorei verschmelzen und diese perfekt in den Zusammenhang stellen, sodass der Eindruck entstand, man erlebe das Musical in seiner Originalform.

Hier gewannen Jane (Maja Straßner) und Tarzan (Markus Störck) samt einer kleinen Schar aufwändig verkleideter und geschminkter, im Publikumsraum Schabernack treibender Äffchen (Schüler der Klassen 7 und 8) das Herz der Zuschauer. Nach dem begeisternden Duett „Wenn ich tanzen will“ aus dem Musical Elisabeth (Sylvester Levay/Michael Kunze) von Lisa Stark und Markus Störck begab sich die Kantorei in den schwerelosen Raum von „Wicked“ und konnte das Publikum bis zu standing ovations begeistern.

Das Zusammenspiel der verschiedensten Welten machte dieses Konzert zu etwas Besonderem, das weit über das Niveau eines Schulkonzerts hinausging und den Stellenwert zeigt, den Musik an der Evangelischen Schule in Gaienhofen genießt. „Es war großartig – durften wir als Rückmeldung entgegennehmen“, berichtete Siegfried Schmidgall am kommenden Tag, „das macht so manche Durststrecke wieder wett, wenn man sieht, was so ein Projekt bei Mitwirkenden und Gästen bewirken kann.“

Seit einiger Zeit trägt die stetig wachsende Schule mit drei Schulzweigen unter einem Dach der erfreulichen Entwicklung Rechnung, dass immer mehr Schüler auch aus Singen und Umgebung den Schulweg nach Gaienhofen auf sich nehmen – und sie genießt die Unterstützung der Evangelischen Lutherkirche in Singen, die sich gerne als Kooperationspartner der Schule sieht.