Echt starke Mädchen und coole Jungs
Selbstbehauptungstraining der Klassen 5 und 6
„Mädchen lernen Mut, Jungs lernen reden.“ Unter dieser Prämisse ließen sich unsere Fünft- und Sechstklässler auf einen zweitägigen Selbstbehauptungs-Kurs ein, bei dem verschiedene Konfliktstrategien trainiert wurden.
Mädchen erleben andere Gewaltformen als Jungen, gehen mit Gewalterfahrungen anders um und haben ein anderes Konfliktverhalten. Den Mädchen ist es besonders wichtig, Themen zu besprechen, ohne gleich von Jungen belächelt oder lächerlich gemacht zu werden. Dazu gehören auch Bereiche wie Sexualität, Pubertät, sexuelle Übergriffe, Freundschaft und Anmache. Ein Ziel des Kurses war es daher, Lösungsmöglichkeiten und Handlungsstrategien im Umgang mit Konflikten zu erproben und die eigenen Stärken zu entdecken.
In den Jungengruppen können die Jungen, ohne sich vor den Mädchen profilieren zu müssen, neue bzw. für sie untypische Rollenmuster erproben, z.B Konflikte nicht gleich durch Schläge zu lösen. Ebenso lernen sie den Umgang mit ihrer Wut sowie Deeskalationsstrategien, trainieren in Teamkooperationsspielen und bei Wahrnehmungsübungen, auf ihr Gefühl zu vertrauen und die eigenen Grenzen wahrzunehmen.
Oftmals fehlt das Bewusstsein über die Fragen „Was ist Gewalt?“ und „Wo beginnt Gewalt?“. In einer spielerischen Art und Weise konnten Tom Colberg und Bianka Neußer eine wertvolle Ergänzung zu den Inhalten liefern, die im Morgenkreis in anderen Zusammenhängen vermittelt werden. Dazu gehören der respektvolle Umgang miteinander und das Fördern von Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstachtung, jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Die Schüler lernen ihre Stärken und Bedürfnisse zu erkennen, ihre eigenen Grenzen zu setzen und die Grenzen der anderen zu respektieren.
Die beiden Trainer, Bianka Neußer und Tom Colberg, erlebten sieben unterschiedliche Klassen, die sich mit durchaus unterschiedlicher Motiviation auf die Trainingsformen einließen. Mädchen übten ein selbstbewusstes Auftreten und ein eindeutiges „Nein“ auch durch Körpersprache zu kommunizieren, um sich gegen „Anmache“ und herabwürdigende Kommentare ihrer Mitschüler zur Wehr zu setzen. Jungs trainierten verschiedene Strategien, sich gegen Erwachsene abzugrenzen, die sich im Alltag oder auch im Internet mit verlockender und freundschaftlicher Kontaktaufnahme persönliche Daten und Informationen von Minderjährigen verschaffen möchten, um diese für ihre nicht immer durchschaubaren Zwecke zu verwenden.
Ziel ist es, solche Täterstrategien zu durchschauen und wachsam zu sein und frühzeitig Gefahrensituationen einschätzen zu können. Jungs lernen Grenzen zu setzen, diese auch deutlich zu machen und zugleich selbstbewusst, wertschätzend und respektvoll zu agieren.
Zum Konzept der beiden Trainer gehört auch die Arbeit mit Hunden, die in verschiedenen Kursen ihren Auftrag als ausgebildete Therapiehunde ausübten und als Indikator für Körpersprache und Emotionen fungierten. „Hunde spüren, wenn du Angst hast – sie spüren aber auch, wenn du Selbstbewusstsein und Stärke zeigst und reagieren entsprechend. An ihrer Reaktion kann man ablesen, was uns Menschen oft nicht so bewusst ist und man kann an seinem eigenen Verhalten arbeiten“, erklärt Bianka Neußer.
Die ersten Rückmeldungen sind durchaus positiv: „Ich habe gelernt, deutlich NEIN zu sagen, wenn meine Bauch-Ampel mich warnt, und mir nicht alles gefallen zu lassen. Ich fühle mich jetzt sicherer.“, lautet der Tenor auf der Mädchenseite. Bei den Jungs war das Feedback ähnlich positiv: „Mir ist klar geworden, wann ich mit Worten angemessen in schwierigen Situationen reagieren kann ohne Angst zu haben und wann ich bspw. angetrunkenen Erwachsenen auch mal aus dem Weg gehen muss. Wir haben auch daran gearbeitet, wie man sich selbst im Griff hat.“
Es gilt nun die wertvollen Erfahrungen und Rückmeldungen zu bündeln und auszuwerten um eine geeignete Organisationsform für die künftigen Kurse zu finden. Wir danken den beiden Trainern und den vierbeinigen Assistenten für ihren Einsatz!