An die Schönheit der Träume glauben 

Wir gratulieren herzlich zur bestandenen Realschulabschlussprüfung! 

Am 6. Juli durften an der Realschule Schloss Gaienhofen 22 junge Menschen als der zweite Realschul-Jahrgang ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen. Im Rahmen einer gottesdienstlichen Feierstunde in der Melanchthonkirche zitierte die Realschulleiterin U. Dany die Bewerbungen der Schüler, mit denen diese sich als Viertklässler um einen Schulplatz beworben hatten.

Auf die heute gestellte Frage „Welche Träume und Vorstellungen hattet ihr, als ihr bei uns begonnen habt?“ fand sich in allen Bewerbungen der erste Eindruck von „freundlichen Lehrern und Schülern“, die sie bei einer Schulführung kennen lernen durften. In den sechs Jahren, so U. Dany, konnten viele Träume wahr, und Lebensentwürfe aufgrund einer gereiften Persönlichkeit modifiziert werden. „Gemeinsam die Welt ein kleines Stück besser machen und dabei sich selbst nicht aus den Augen verlieren“, gab U. Dany den Absolventen als Lebensziel mit auf den Weg. 

„Träume sind keine Scheinwelt und auch nicht unrealistisch, sondern eher ein Zeichen dafür, dass wir offen sind für Neues, dass wir in die Zukunft blicken und nach vorne gehen“; so greift Schulpfarrer U. Brates in seiner Andacht das Thema aus Psalm 126 auf, indem er das Befreiende und Erlösende hervorhob, welches auch die im Psalm genannten „Gefangenen Zions“ – ähnlich wie die Realschulabsolventen – zu „Lachen und Rühmen“ verleitet haben mag.

Dies war auch der Tenor der Worte von Karin Vögele als Elternvertreterin, aus denen hohe Anerkennung für die Schule sprach, die ihre Erwartungen als Eltern erfüllt habe: „Vergesst nicht, an welcher tollen Schule ihr wart.“, rief sie den jungen Menschen vor. Und auch die Vorsitzende des Elternbeirates Eva Burkart ermutigte die Absolventen in ihrem Grußwort dazu, als „reif gewordene Schüler“ mit der Entscheidung für ihren weiteren Werdegang ihren Platz zu finden.  

Aileen Meyer sprach Dankesworte stellvertretend für die Schüler und bestätigte damit die Worte von Realschulleiterin U. Dany, die aus den Vorstellungen der damaligen Viertklässler von ihrer neuen Schule durchgängig soziale Aspekte zitiert hatte. Aileen Meyer stellte die Gemeinschaft als wertvollste Erfahrung in Gaienhofen in den Mittelpunkt, die das Verhältnis der Schüler untereinander und zu ihren Lehrern positiv beeinflusste.

„Das hat auch unseren Begriff von Toleranz entscheidend geprägt, wir müssen uns jetzt auf den Weg machen, wenn wir im Leben ankommen wollen“, fasste die Absolventin zusammen. Dass sich dieser Weg für die Hälfte der Absolventen auf den weiterführenden Schulzweigen von Schloss Gaienhofen fortsetzt, bestätigt die Schulentwicklung der letzten Jahre, die neben dem Wirtschaftsgymnasium auch ein Aufbaugymnasium sowie ein sozialwissenschaftliches Gymnasium hervorgebracht hat.  

„Die Zukunft gehört denjenigen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben.“ – eine schönere Perspektive kann es für einen Schulabschluss nicht geben. 

Liebe Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen, Eltern und Gäste! 

Vor etwa vier Jahren führte mich mein beruflicher Weg hierher nach Gaienhofen. 2014 war Deutschland frischer Fußball-Weltmeister, das Parken auf dem Radolfzeller Messeplatz war noch kostenfrei und der amerikanische Präsident hieß Barack Obama. Kurzum: Die Welt war noch in Ordnung. 

Nach einem Jahr des gegenseitigen Kennenlernens, als ich Euch in den Fächern Deutsch und Geschichte unterrichten durfte, eröffnete mir meine damalige Vorgesetzte, dass ich künftig noch häufiger in der Klasse sein werde. Neben Deutsch und Geschichte sollte ich auch Gemeinschaftskunde und Wirtschaft lehren UND zudem die Klassenleitung übernehmen. Als meine Vorgesetzte sah, wie ich daraufhin einmal tief durchatmete, sagte sie damals mit einem süffisanten Unterton: „Ja, David, das wird nicht einfach!“ Dieser Satz klang vielsagend. Als ehrgeiziger Junglehrer wollte ich mich davon aber nicht einschüchtern lassen, sondern schöpfte aus diesen Worten geradezu die Motivation dafür, in der Zukunft alles in meiner Macht Stehende zu tun, um das Beste für nun „meine Klasse“ zu erreichen. 

Dann begann im September 2015 Euer achtes Schuljahr. Und es wurde kein einfaches… Wenn ich diesen zwölf Monaten eine zusammenfassende Überschrift geben sollte, würde ich mich kurz und knapp für „Arbeiten an der Arbeitseinstellung“ entscheiden. Denn im Jahr zuvor war zu beobachten gewesen, dass das Nicht-Machen von Hausaufgaben zum Klassensport geworden war, wobei der „Sieger“ traurige 42 Striche im Klassenbuch gesammelt hatte. Um dieser, den Lernerfolg behindernden Unsitte, Abhilfe zu schaffen, trat ich in wöchentlichen Austausch mit Ihnen, liebe Eltern. Jedes Wochenende wieder erhielten Sie per E-Mail eine Rückmeldung darüber von mir, was Ihre Tochter beziehungsweise Ihr Sohn in der vergangenen Woche geleistet hatte (oder eben auch nicht). Sie übernahmen dann zuhause, gemeinsam mit Ihren Kindern, das Ausarbeiten von Verbesserungsstrategien. Ich möchte mich für diese Zusammenarbeit recht herzlich bei Ihnen bedanken, liebe Eltern! Denn sie trugen Früchte! Bis heute gibt es keine Realschulklasse in Gaienhofen, deren letzte Seite im Klassenbuch so verwaist ist wie die unsere.  

Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, wart von diesem Schulterschluss von Euren Eltern und mir wenig begeistert. Doch auch Eure Klassengemeinschaft und unsere Beziehung verbesserten sich in diesem Jahr zusehends. (…) 

Voller Hoffnung gingen wir im September 2016 dann gemeinsam in Euer neuntes Schuljahr und es sollte kein einfaches werden. Im Rückblick könnte man es mit „Die Pubertät schlug zu“ überschreiben. Zwar wurden die Hausaufgaben inzwischen zuverlässig angefertigt, doch übertrug sich die Anstrengungsbereitschaft bei vielen Schülerinnen und Schülern leider nicht auf die Phasen der Vorbereitung auf Leistungsnachweise. Die in der Folge zustande gekommenen, schlechten Durschnitte in Klassenarbeiten führten dazu, dass es zu vielen Gesprächen zwischen Eltern und Lehrern kam. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Dressler und Herrn Preuss bedanken, die als Elternvertreter in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet haben und in der eben beschriebenen, schwierigen Phase immer wieder vermittelten. Vielen Dank dafür! 

Auf einem langen Elternabend und in vielen Gesprächen kamen wir dann aber doch überein, dass es die gemeinsame Aufgabe von uns Lehrern und Ihnen, liebe Eltern, ist, „unsere“ Kinder zu motivieren und zu besseren Leistungen anzuspornen. Zwar kamen auch in der Folge keine 1,-Schnitte zustande, doch verbesserten sich die Ergebnisse wieder und alle Schülerinnen und Schüler erreichten am Schuljahresende das Klassenziel. Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, wart in jener Zeit deutlich weniger aufgeregt als wir Lehrer und eure Eltern. Die von mir erwartete und befürchtete Pubertät blieb zwar nicht aus, doch verzichtetet ihr – abgesehen von einer Ausnahme – auf die Protestphase und gingt direkt in die Ausruhphase über. So waren die härtesten Auseinandersetzungen immer eng verknüpft mit dem Wort „Sitzordnung“, wobei es aus meiner Sicht vor allem darum ging, neben wem ein kurzes Schläfchen am ehesten möglich sein würde. 

Ansonsten war das neunte Schuljahr geprägt von den Lehrern auf der einen Seite, die mit allen Mitteln versuchten, euch beispielsweise für nicht ganz unwichtige Themen wie Demokratie und Nationalsozialismus zu motivieren; und auf der anderen Seite von Jugendlichen, die sich nach Ruhe und Harmonie sehnten. (…) Just zu dieser Zeit sagte mir ein geschätzter Lehrerkollege, der seit etwa 18 Jahren hier an der Schlossschule Gaienhofen lehrt, dass er zwar schon leistungsstärkere Jugendliche unterrichtet habe, aber selten oder gar noch nie einen (Zitat) „menschlich so netten und tadellosen Haufen.“ 

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass gemeinsames Frühstücken, Grillfeste und Ausflüge wie beispielsweise zum Bogenschießen nach Weiler weiterhin mit viel Spaß verbunden waren. Ihr Lieben, oder wie ich immer gerne sagte „KINNAS“: Vielen Dank für die tolle Zeit, die ich mit Euch verbringen durfte! 

Im September 2017 begann dann für uns alle das zehnte und letzte Schuljahr. „Gemischte Gefühle“ scheint mir für diese Zeit auf der Zielgeraden der passende Titel zu sein. Und wen wird es jetzt noch überraschen? Es war kein einfaches Jahr! 

Sie, liebe Eltern, verbrachten sicherlich viele Stunden und Tage damit, gemeinsam mit ihrem Kind zu überlegen, 

  • …in welchem Umfang man sich wie am besten auf welche schriftliche Prüfung vorbereiten sollte.
  • … ob eine mündliche Prüfung Sinn machen würde.
  • … welche Inhalte doch noch in die FÜK-Dokumentation sollen.
  • … welche weiterführende Schule oder welcher Ausbildungsberuf der richtige sein könnte.
  • oder welches Outfit für den heutigen Abend angemessen sei.  (…)

Liebe Schülerinnen und Schüler, bei euch sah die Interessenslage über lange Strecken etwas anders aus. Doch auch eure Gefühlswelt war etwas durcheinander geraten. Ihr beschäftigtet euch mit elementaren Fragen wie: 

  • Welche Farbe soll unser Abschlusspullover haben?
  • Können wir uns auf ein Abschlussmoto einigen?
  • Muss man nach den schriftlichen Prüfungen überhaupt noch zum Unterricht erscheinen 
  • Oder: Können wir früher gehen, weil wir uns sonst in der Mensa oder an der Bushaltestelle anstellen müssen?

Die Abschlussfahrt nach Berlin ist eines der beiden Ereignisse aus diesem Jahr, die ich niemals vergessen werde. Während die knapp bemessenen Umstiegszeiten auf der Hinfahrt noch einen gewissen Nervenkitzel mit sich brachten, verhielten sich unsere Lieben in der Bundeshauptstadt so brav, dass es keinerlei Grund zur Beschwerde gab. Wir besichtigten Bauwerke, Denkmäler und Ausstellungen; Wir wanderten durch Wälder, begingen Gedenkstätten und besuchten Museen. Und das alles ging ohne großes Murren vonstatten.  (…) 

Ebenfalls unvergesslich – aber etwas aufregender – verlief dann die Prüfungsphase am Ende der Realschulzeit. Der Startschuss dafür fiel etwas verspätet, da die Deutschaufgaben an einer anderen Schule des Landes unerlaubterweise zu früh geöffnet worden waren und die Prüfung deswegen verschoben werden musste (…). Diese Ironie  des Schicksals brachte Euch aber keineswegs aus der Ruhe, sondern ermöglichte einigen von euch vielmehr, die wohl doch etwas zu kurz ausgefallenen Vorbereitungsbemühungen zu intensivieren. Nach dem erfolgreichen Ablegen der schriftlichen Prüfungen war die größte Herausforderung dann gemeistert, weswegen in der Folge die Motivation der Schülerinnen und Schüler sofort wieder rapide abnahm.  

Mein persönliches Highlight in dieser letzten gemeinsamen Phase war eine E-Mail, in der mir ein Schüler mitteilte, dass er sich gerne mündlich prüfen lassen würde, dies aber nicht möglich sei, da beide Bücher bereits längst den Weg in den Mülleimer gefunden hätten. Trotz dieser – sagen wir einmal –  erschwerenden Begleitumstände verliefen auch die FüKs und mündlichen Prüfungen größtenteils zufriedenstellend, sodass heute alle ihre Mittlere Reife entgegennehmen konnten, viele davon mit einem guten Notendurchschnitt. Gratulation!  

Nun sind beinahe vier Jahre vergangen. Heute ist Deutschland die Lachnummer der Fußballwelt, das Parken auf dem Radolfzeller Messeplatz kostet inzwischen acht Euro pro Tag und der Präsident der USA heißt Donald Trump. Kurzum: Die Welt ist etwas aus den Fugen geraten. Eine Sache ist allerdings gleich geblieben…  Und zwar, dass es keine einfachen Tage gibt mit dieser Klasse. Wenn ich mir überlege, dass ich Euch in vier Fächern unterrichtet und dabei rund 1000 Schulstunden beziehungsweise 750 Zeitstunden mit Euch zusammen verbracht habe, dann ist es doch schon verwunderlich, dass ich heute Morgen beim Aufstehen immer noch dachte: „David, das wird nicht einfach!“ (…) 

Liebe Schülerinnen und Schüler! Rund die Hälfte von Euch hat sich dafür entschieden, künftig ein Gymnasium zu besuchen, um das Abitur zu erlangen. Viele bleiben hier in Gaienhofen. Das freut mich persönlich sehr! Aber auch die Schulfamilie kann sich auf Euch freuen. Denn ihr seid inhaltlich und methodisch gut vorbereitet, könnt selbstständig arbeiten, respektiert und schätzt die hier geltenden Regeln des Zusammenlebens und ihr engagiert Euch gerne und oft im Schulleben. Abgesehen von wenigen Ausnahmen beginnt für die andere Hälfte von Euch nun das reale Leben, zumeist in einem Ausbildungsberuf. Und für diesen Weg war es mit Sicherheit die richtige Entscheidung, unsere Realschule hier zu besuchen. Eure zukünftigen Arbeitgeber können sich glücklich schätzen… Denn ihr seid gut ausgebildet, zuverlässig, tretet höflich auf, denkt ziel- und lösungsorientiert und ihr seid es gewohnt, im Team zu arbeiten.  

(…) Vielmehr verlassen unsere Realschule heute junge Erwachsene, die christlich und gut erzogenen sind, demokratisch denken und hilfsbereit sind. Solche Menschen wie Euch braucht unsere Gesellschaft gerade sehr dringend!  (…) 

Vielen Dank und bis hoffentlich bald!