Am 20. Juli begaben wir uns auf unser großes Abenteuer in die Landeshauptstadt Australiens, Canberra. Nach etwas Aufregung beim Einchecken und Umsteigen in Abu Dhabi und Melbourne, sind wir drei Mädchen Laura, Laureen und Harriet am Sonntagabend, den 21. Juli (Ortszeit, 8 Stunden Zeitverschiebung) glücklich gelandet. Unsere jeweiligen Gastfamilien und Mr. Branson, unser dortiger Deutschlehrer und Ansprechpartner an der Schule haben uns am Flughafen abgeholt und herzlich willkommen geheißen.
Da das dritte Semester erst am Dienstag begann, konnten wir uns am Montag noch an die dortige Zeitzone und den australischen Winter gewöhnen und mit unsere Gastfamilien in den Wohngebieten einen kleinen Spaziergang machen, um die Gegend zu erkunden. Dabei haben wir gleich die für Australien typischen Kängurus beobachten können.
Am Dienstag begaben wir uns dann gespannt mit unseren Austauschpartnerinnen zum ersten Schultag an die Canberra Girls Grammar School, eine – wie schon aus dem Namen zu deuten ist – reine Mädchenschule.
Gemeinsam mit den japanischen Austauschschülerinnen wurden wir in die Schule eingeführt und in der “Assembly“, der Schulversammlung, der Schulgemeinde vorgestellt. Anschließend ging unser ganz normaler Schulalltag los. Wir wurden sofort herzlich von allen Schülerinnen sowie Lehrer aufgenommen, alle waren stets sehr freundlich und sofort zur Hilfe, wenn wir eine Frage hatten.
Dennoch wurden wir wie ganz normale „CGGS-Schülerinnen“ behandelt und gesehen, da wir zum einen die schuleigene Uniform trugen, jedoch auch offiziell in dem Klassenlisten eingetragen waren. Dies führte anfangs öfters mal zu Verwirrungen bei den Lehrern und so passierte es dann auch mal, dass wir eine Arbeit mitschreiben sollten.
Wir begleiteten unsere Austauschpartnerin jeden Tag zu ihren Unterrichtsstunden und fanden uns so schnell in etwas verwinkelten Schule zu recht. Dabei konnten wir feststellen, dass das australische Schulsystem etwas anders ist als das deutsche Schulsystem, jedoch auch viele Gemeinsamkeiten aufweist.
Sehr ähnlich ist zum Beispiel die Fächerwahl in der Oberstufe, bei dem die Schülerinnen ihre Fächer und Schwerpunkte selbst wählen können oder auch die Möglichkeit, mit einem europäisches Abitur die Schule abzuschließen, wie es auch bei uns in Gaienhofen möglich ist.
Ein sehr großer Unterschied, an den wir uns bis ans Ende nicht ganz gewöhnen konnten, waren die Schulzeiten. Die Schule fing dort erst um 8.50 Uhr an, wobei die ersten 45 Minuten am Morgen meist Tutor Group waren. In dieser Zeit setzen sich dann eine Gruppe von 15 Schülerinnen, in unserem Fall der 11. Klasse, mit einem Tutor zusammen, um über Schwierigkeiten oder besondere Ereignisse in der Schule zu sprechen. Wenn dies mal nicht der Fall war, dann fand in dieser Zeit eine Andacht, Schulversammlung, das Vorbereiten von Spielen und Aktivitäten für die Patinnen oder das Betreuung der Patinnen statt.
Alle Elftklässler haben eine Patin in der siebten Klasse, um die sich sich kümmern und durchs erste Schuljahr an der neuen Schule begleiten. Jeden zweiten Donnerstag treffen sich dann alle zusammen und es werden Spiele gespielt oder man plaudert über die Schule.
In Australien beginnt die weiterführende Schule erst in der siebten Klasse, jedoch gibt es nur eine Schulart. So etwas wie Gymnasium, Realschule oder Werkrealschule gibt es dort nicht, sondern man wählt einer der fünf Schwierigkeitsgrade für jedes Unterrichtsfach.
Der Schultag endete dann gegen 15.30 Uhr, sofern unsere Gastschwestern keine Aktivitäten mehr hatten, ging es dann zurück nach Hause.
Manchmal waren wir aber auch schon vor dem Unterricht in der Schule, um in den Chor zu gehen oder für den Musikunterricht, aber auch während Freistunden oder nach der Schule fanden bestimmte Hobbys statt wie Fußball, Segeln, Debattieren oder Theater.
Beim Rudertraining der Schule, an dem Harriet teilnahm, war jeden Morgen bereits vor dem Unterricht die erste Trainingseinheit und direkt nach der Schule eine zweite Einheit.
Sehr positiv ist uns jedoch nach unserer Zeit in der Girls Grammar School, dass das Verhältnis zwischen den Lehrern und Schülerinnen sehr persönlich, fast schon freundschaftlich ist. Auch die Schuluniform war hingegen unserer Erwartungen eine gute Erfahrung, da es einem ein Gemeinschaftsgefühl gibt und jeder einfach gleich ist.
In der Schule herrschte immer sehr viel Abwechslung im Unterricht und wir hatten es immer sehr witzig mit allen Mädchen an der Schule. So wurde zum Beispiel der Tag der Wissenschaft gefeiert, die Woche des Buches oder auch der „Jeans for Genes“-Tag, eine Initiative gegen Leukämie.
Die Wochenenden waren immer mit ganz viel Action und Spaß gefüllt und gaben uns so die Möglichkeit näher mit den Familien in Kontakt zu treten und natürlich ganz viel Englisch zu sprechen. So stand dann mal ein spannendes Ice Hockey Spiel auf dem Plan, wovon Laureen und Laura so begeistert waren, dass wir jetzt Canberra Brave Ice Hockey Fans geworden sind.
Doch auch die Politik Australiens kam nicht zu kurz während unseren fünf Wochen im Herzen Australiens. So besuchten wir gleich am ersten Wochenende zusammen das Parlament, was ein sehr schöner und lehrreicher Ausflug war, da wir eine private Führung bekamen. Dies war möglich, da Gemmas Mutter, die Gastmutter von Laura, dort einmal als Journalistin gearbeitet hatte und somit sehr viel Hintergrundwissen hatte.
Da wir ja in der Landeshauptstadt waren, konnten wir auch das Nationalmuseum und die Nationalgalerie Australiens besuchen und dort über die Geschichte Australiens mehr lernen.
Doch natürlich zog es uns trotz Kälte nach draußen in die Natur. So machten wir einige Wanderung auf die vielen Berge rings um Canberra herum zu Aussichtstürmen.
Ein sehr faszinierendes Erlebnis war der Besuch im Tidbinbilla Naturreservat, denn dort konnten wir hautnah Koalas erleben.
Jedoch: Nur bei Canberra sollte es nicht bleiben. So machte Laura mal mit Gemma, ihrer Austauschpartnerin, einen Trip nach Sydney, um den berühmten Bondi Beach und das Opernhaus zu sehen. Auch Laureen und Harriet blieben nicht nur in Canberra. So zog es Laureen und Isabella, ihre Gastschwester, in die Blue Mountains für ein Wochenende. Auch Harriet mit ihrer Gastfamilie nutzen die Gelegenheit der nahen Blue Mountains um die „Three Sisters“ zu besuchen und eine Wanderung im Grand Canyon zu machen. Auch machte sie einen Ausflug nach Haskisson, einer schönsten Strände Australiens, bei dem sie bei einer Bootsfahrt einige Delfine und Wale entdeckte.
So hatten wir am Montag immer ganz viele neue Erlebnisse, die wir untereinander teilen konnten, da wir die Ausflüge nicht immer zusammen mit allen gemacht haben.
Nachdem wir uns am letzen Tag schweren Herzens von all unseren neuen Freundinnen in der Schule verabschiedet hatten, waren wir alle etwas traurig, dass die Zeit so schnell vergangen war. Als Andenken an unsere Zeit an der CGGS, haben wir alle von ihnen eine sehr nette Karte erhalten, die uns immer an diesen Austausch erinnern wird.
Jedoch hat sich unsere Stimmung schnell wieder etwas aufgehellt, denn wir alle drei hatten noch zwei Wochen von unseren Sommerferien und somit Zeit noch etwas Zeit andere Orte in Australien kennenzulernen.
Laura reiste mit ihrem Vater nach Brisbane. Die Stadt liegt 900 Kilometer nördlich von Sydney, durch ihr soziales Klima, Parks sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen war die Stadt eines der beeindruckendsten Ziele der Reise. Einige Kilometer südlich der Stadt ist die berühmte Gold Coast. Diese zu besuchen war ebenso schön. Die Skyline im Rücken, hatten wir einen überwältigenden Ausblick auf den Pazifischen Ozean. Der zweite Zwischenstopp lag in Cairns, wo sie die Möglichkeit hatte von einem Katamaran aus das Great Barrier Reef mit Schnorchel und Schwimmflossen zu erkunden. Delphine, Schildkröten, Korallen und bunte Fische aus nächster Nähe zu beobachten war atemberaubend. Die darauf folgenden Tage verbrachte Laura in der Wüste. Um genauer zu sein in Alice Spring, einer Aborigines Stadt und am Urluru, auch bekannt als Aires Rock. Dort kam sie das erste Mal mit der Geschichte der Aborigines und der Bedeutung des weltberühmten Felsen in Kontakt. Lauras letzter Stop war in Sydney. Sie besuchte das Opernhaus, einen Aussichtsturm, China Town, den Bondi Beach und unternahm eine Bootstour zum Manly Beach.
Laureen traf ihre Familie in Cairns. Dort schnorchelten sie am Great Barrier Reef, sahen viele Korallen, bunte Fische und sogar Delphine und Schildkröten.
Anschließend machten sie einen Roadtrip die Küste herunter. In Townsville machten sie einen Zwischenstopp, um in einem Wildlife Reservat einen Koala halten zu können. Dies war sehr süß und flauschig. Dort fraßen einem auch Kängurus aus der Hand, man konnte Wombats streicheln und Alligatoren beobachten.
Anschließend fuhren sie mit dem Auto die Küste hinunter bis zu den Whitsunday Inseln, welche den weißesten Strand der Welt haben. Von dort hatte man einen gigantischen Blick über das glasklare, türkisfarbene Meer und erneut auf das Great Barrier Reef.
Auf dem Weg zurück hielten sie noch auf Magnetic Island, eine Insel bekannt für Koalas. Dort sahen sie dann auch Koalas in freier Wildbahn. Beendet wurden die zwei Wochen dann mit einem Aufenthalt in Sydney. Dort machten sie einen Helikopterflug, besuchten den Bondi Beach und natürlich durfte auch das Opernhaus nicht fehlen.
Nach unseren kleinen „Urlaub“ flogen wir wieder zurück nach Canberra, da von dort unser Flug zurück nach Hause ging. So hatten wir noch ein mal die Chance unsere Gastfamilien zu sehen und uns herzlich bei ihnen zu bedanken.
Nach so vielen tollen Momenten mit unseren Gastschwestern fiel uns der Abschied nach sieben Wochen umso schwerer und wir waren alle sehr traurig, dass die Sommerferien schon vorbei waren und wir so wieder zurück nach Hause mussten.
Die Beziehung zu unseren Gastschwestern und deren Familien, sowie zu unseren dortigen Schulfreundinnen ist zu einer Freundschaft für uns gewachsen, die hoffentlich lange hält.
Wir freuen uns schon sehr auf den Gegenbesuch unserer Gastschwestern im Dezember 2019.
Ein herzliches Dankeschön möchten wir an Herrn Schumacher aussprechen, dieser hat die volle Planung und den Kontakt zur Schule in Canberra übernommen und stand uns während der ganzen Zeit stets tatkräftig zur Seite.
Natürlich möchten wir auch dem Freundes- und Förderverein Gaienhofen herzlich danken, da diese uns in Form eines Stipendiums unterstützt haben und es so erst überhaupt möglich gemacht haben den Austausch machen zu können.
Laureen Stader (Jahrgangsstufe 1 AG), Laura Schnerring (Jahrgangsstufe 2 AG),
Harriet Wappler-Niemeyer (Jahrgangsstufe 1 BG)