Klassenpaten

Vor den Ferien gehörte man noch zu den „Großen“, kannte sich aus, wusste alles, konnte zu Fuß in die Schule gehen und hatte den Überblick über eine Handvoll Lehrer –  und ab September ist alles anders: eine viel größere Schule, ein längerer Schulweg als bisher, öffentliche Verkehrsmittel, eine neue Umgebung, unzählige Türen, die alle gleich aussehen, viel mehr Lehrer, die man nicht alle kennt, neue Mitschüler aus allen möglichen Orten – und mehrere hundert Schüler, die älter sind als man selbst. Dieser neuen Herausforderung müssen sich jedes Jahr unsere rund 100 Fünftklässler stellen – und man könnte manchmal verzweifeln, wenn da nicht Klassenpaten wären, die den Einstieg leichter machen.
Die Zahl der Bewerber für dieses Amt ist jedes Jahr groß, die Bereitschaft für unsere jüngsten Schüler Verantwortung zu übernehmen ebenfalls. Klassenpaten bereiten die Fünfer-Einschulungsfeier mit großem Engagement vor, helfen in den ersten Wochen beim Eingewöhnen, sie trocknen Tränen, wenn es mal Streit gibt und begleiten die Klasse in den Morgenkreisen. Sie erleben Geburtstage mit, feiern Weihnachten, werden ganz selbstverständlich im Adventskalender und beim Wichteln als Teil der Klasse behandelt, sie gehen mit auf Klassenfahrten und Ausflüge, sie helfen beim Basteln – und sie sind Vorbilder. Manchmal wirkt ein ernstes Wort eines älteren Schülers mehr als jedes disziplinarische Gespräch mit dem Klassenlehrer, wenn die eine oder andere Regel übertreten wird, und so mancher Konflikt wird unter Schülern selbst geschlichtet. Die Ansichten von Klassenpaten sind richtungsweisend, wenn im Sommer über angemessene Kleidung diskutiert wird, wenn es um den Umgang mit den Klassenkameraden oder Werte wie Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Respekt oder auch um den verantwortungsvollen Umgang mit Internet und Medien geht.
Klassenpaten sind ein wichtiger Bezugspunkt für die Unterstufenschüler, sie helfen in das gute Miteinander der Schulgemeinschaft hinein- und sich darin zurechtzufinden – und der beste Lehrmeister für gute Klassenpaten ist die eigene Erfahrung: „Wir möchten weitergeben, was wir selbst erfahren haben. Wir sind hier sehr herzlich empfangen worden, haben uns schnell eingelebt – jetzt sind wir dran, für unsere Mitschüler da zu sein.“