Von der Burg zum Schloss

Die Geschichte des Schlosses 1295 – 1906

Die Anfänge des Schlosses Gaienhofen liegen noch ebenso im Dunkeln wie der Übergang der Höri in den Besitz des Hochstifts Konstanz. Angeblich wurde die Burg Gaienhofen für den Konstanzer Bischof Gebhard III. v. Zähringen (1085-1110) erbaut, der sie vor allem als Jagdsitz nutzte.

Die erste urkundliche Überlieferung des Schlosses stammt erst aus dem Jahr 1295. Damals erhielt Bischof Heinrich II. von Klingenberg von seinem Bruder Albrecht, dem Reichsvogt in Konstanz, Burg und Dorf mit der Vogtei und weiteren Besitz, zu dem die heutigen Orte Horn, Gundholzen, Iznang, Weiler und Bettnang gehörten. 1311 fiel die Burg zurück an das Bistum Konstanz, welches von 1491 bis 1803 Vögte und Obervögte einsetzte, die als Beamte des Bischofs ihre festgesetzten Einkünfte aus Zehntem und Naturalerträgen der Güter bezogen, die Überschüsse gingen dabei an die Hofkammer in Konstanz. In diesen Zeitraum fallen ein aufregender Mord im Schloss (1417), eine eidgenössische Besatzung während des Schwabenkrieges, die sich erfolgreich einem Angriff der Schwaben widersetzte (1499), eine Erstürmung des Schlosses durch die Bauern im Bauernkrieg (1525) und eine weitere schweizerische Besatzung, diesmal in schwedischen Diensten, die sich jedoch ergeben musste, als die Schweden erfolglos versuchten, Konstanz zu erobern – es soll sogar zu einer richtigen Seeschlacht gekommen sein.

Den Kern der Schlossanlage bildet die noch gut erkennbare, etwa rechteckige Burg (ca. 42×57 m). Sie ist umgeben von einem etwa zwanzig Meter breiten, bis zu acht Meter tiefen Graben. Die Ecken der Ringmauer waren mit Türmen besetzt, von denen nicht bekannt ist, ob sie zur Gründungsanlage gehörten; der letzte 1854 wurde abgebrochen. Freistehend erhebt sich der schlichte, dreistöckige barocke Schlossbau im Hof. Er umfasst Bausubstanz des mittelalterlichen Wohnbaues, wie die Gewände mehrerer Schlitzfenster im Untergeschoss zeigen.

Über dem Portal der Seeseite sitzt das Wappen des Konstanzer Fürstbischofs Marquart Rudolf v. Rodt, der um 1700 den Umbau beginnen ließ. Das Schloss wurde „Schloss der neun Türme“ genannt: Vier standen an den Ringmauerecken, vier sogenannte Pfefferbüchsen saßen auf oder an den Ecken des Wohnbaues, der neunte konnte nicht lokalisiert werden, vielleicht war es ein Bergfried, ein Treppenturm oder nur ein Dachreiter. Eine Flurkarte von 1783 zeigt nur noch zwei Ringmauertürme.

Mit der Übergabe der Herrschaft nach dem Reichsdeputationshauptschlusses 1803 an das Großherzogtum Baden beginnt eine dritte Phase, in der das Schloss nur noch Handelsobjekt ohne Funktion ist. Es wechselt bis 1906 neun Mal den Besitzer, bis es vom dem Berliner Musikprofessor von Petersenn „auf das Komfortabelste innen ausgestattet“ mit Warmwasserheizung und Stromanschluss gekauft wird.

(Hans Portzek, in: Schloß-Schule Gaienhofen, Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum der Evangelischen Internatsschule. Konstanz 1986; S. 11)

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