Schulstiftung

Die Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche in Baden mit Sitz in Karlsruhe wurde im Jahr 2002 gegründet. Sie hat die Trägerschaft von drei großen Traditionsgymnasien übernommen – von der Elisabeth-von-Thadden-Schule Heidelberg, vom Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium Mannheim sowie von Schloss Gaienhofen, Evangelische Schule am Bodensee. Darüber hinaus hat sie seitdem zwei Grundschulen in Heidelberg und Karlsruhe neu gegründet und eine Realschule in Freiburg.

Christliche Werte, soziale Kompetenz, Toleranz und bürgerschaftliches Engagement werden an den Schulen der Stiftung mit reformpädagogischen Konzeptionen und einem motivierten Lehrerkollegium vermittelt. Musische und sportliche Begabungen werden gefördert, naturwissenschaftliche oder sprachliche Profile ausgebildet. Alle Schulen bieten eine Ganztagesbetreuung mit Verpflegungsmöglichkeiten an. Alle Schulen der Schulstiftung sind staatlich anerkannt.

Selbstverständnis evangelischer Schulen: Herausforderungen der Gegenwart

Die zunehmende kulturelle und religiöse Pluralisierung unserer Gesellschaft erfordert den Dialog und deshalb umso deutlichere Positionsbestimmungen in Sinn- und Wertfragen.

  1. In einer Zeit der Auflösung traditioneller sozialer Strukturen, Wertvorstellungen und Lebensmuster erleben wir ein neues Nachfragen nach christlicher Orientierung.
  2. Der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft bedarf einer Medienkompetenz, für die neue Wege des Lernens zu beschreiten sind.
  3. Die fortschreitende Individualisierung der Lebensentwürfe bringt zwar einen Zugewinn an Entscheidungsspielräumen, verlangt aber umso mehr nach Erfahrungen der Geborgenheit und gemeinsamer Werthaltungen als Voraussetzungen von Identität und Selbstbestimmung.
  4. Die europäische Einigung eröffnet neue Bildungshorizonte und erfordert europäische Sichtweisen auch in Schule und Unterricht. Vor dem Hintergrund ihrer ökumenischen Erfahrungen kann die evangelische Kirche besonders zur Pflege der religiösen Dimension der Bildung beitragen.

In einer pluralistischen Umwelt bieten evangelische Schulen und Internate ein profiliertes Angebot der Lebensorientierung und Verlässlichkeit im Alltag von Kindern und Jugendlichen.

Evangelische Schulen verstehen Bildung als einen Prozess, der die Menschen sprach-, deutungs- und handlungsfähig machen soll. Unterricht und Erziehung geschehen im christlichen Aufmerksamkeitshorizont, der Angebote zur Sinnorientierung in wichtigen Lebensfragen wie Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung umschließt.

Bildendes Lernen bedeutet darüber hinaus, fächerübergreifende Zusammenhänge deutlich zu machen, nach der ethischen Verantwortung zu fragen, zur Bereitschaft und Fähigkeit zur Mitgestaltung einer humanen und lebenswerten Gesellschaft zu erziehen und soziales Handeln einzuüben. Dem kommt ein Schulklima zugute, das die Persönlichkeit des einzelnen Schülers in den Mittelpunkt stellt. Dies gilt auch im Umgang mit Schülerinnen und Schülern anderer kultureller Herkunft und religiöser Orientierung, die die besondere christliche Prägung evangelischer Schulen akzeptieren.

Diese Aufgaben erfordern neue Organisationsformen des Unterrichts. Es geht darum, Anlässe und Zeit zu finden für aktiv gestaltete Lernprozesse, für situatives und lebenspraktisches ebenso wie systematisches und fachbezogenes Vorgehen.

Evangelische Schulen betonen Erkenntnis statt Information; sie zielen auf soziales Lernen und Erfahrungen durch Berufsund Sozialpraktika. Zugleich bemühen sie sich in besonderer Weise um Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien und um Lernzugänge, die der entstehenden Wissensgesellschaft entsprechen.

Evangelische Schulen setzen sich für Schüler- und Lehrerbegegnungen auf europäischer Ebene und zwischen Ost und West besonders ein.

Eltern und Schüler/innen wirken in verschiedener Weise an der Gestaltung evangelischer Schulen und Internate mit. Zu ihrem Alltag gehören besondere Gemeinschaftsformen bei christlichen Festen, Andacht und Gebet, Angebote der Ganztagsbetreuung und der Freizeitgestaltung.

Internatsschulen und Schülerheime bieten ein zweites Zuhause, in dem die Gemeinschaft, das soziale Lernen und die Einübung in Mitverantwortung für die Gestaltung des Alltags im Zusammenleben mit Erwachsenen besonders gepflegt werden. All dies verlangt eine Neudefinition der Rolle des Lehrers als Begleiter von Entwicklungs- und Lernprozessen. Dazu bedarf es engagierter Pädagogen, die eine christliche Grundhaltung mitbringen und die durch kontinuierliche Qualifizierung und Fortbildung im Hinblick auf den besonderen Auftrag evangelischer Schulen unterstützt werden. Im evangelischen Schulwesen wurden dafür eigene Fortbildungskonzeptionen entwickelt.

Evangelische Schulen wollen beispielhaft wirken für das allgemeine Schulwesen, dessen anerkannte Abschlüsse auch für sie gelten. Sie wollen Menschen als Christen entlassen, die sich in der Welt als das „Salz der Erde“ verstehen.

Grundlage von Bildung und Erziehung in evangelischer Trägerschaft ist der christliche Glaube und das biblische Bild vom Menschen; dieses ist gekennzeichnet durch den Gedanken der Gottebenbildlichkeit. Ziel von Erziehung und Bildung in evangelischer Verantwortung ist der Mensch, wie er von Gott gedacht ist. Evangelische Pädagogen verlassen sich dabei auf Gottes Ja zur Schöpfung und Jesu Botschaft von der Versöhnung. Dies begründet die Gewissheit, dass jeder Mensch, trotz Fehlbarkeit und Verstrickung in Schuld, sich von Gott geliebt fühlen darf und unabhängig von Leistungsvermögen und sozialer Stellung seine Würde besitzt. Luthers Rede von der „Freiheit eines Christenmenschen“ zielt auf Mündigkeit, nicht nur in Glaubensdingen, sondern auch im sozialen und politischen Zusammenleben.

Im Wesen des evangelischen Glaubensverständnisses liegt auch die Offenheit gegenüber Fremden, der Respekt vor anderen religiösen Überzeugungen und die Annahme der kulturellen Vielfalt als Ausdruck des Reichtums von Gottes Schöpfung.